Montag, 30. Juli 2012

Métro / Geburtstag in Toluca

Métro

Etwas erkältet schreibe ich den nächsten Blog. Dies ist jedoch kein Wunder. Vor meiner Abreise hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich nun bei Höchsttemperaturen von rund 22 Grad meine Zeit verbringe. Meine Reiseausrüstung beinhaltet nur wenig warme Kleider, was ein Grund sein könnte für meine Erkältung. Der eher logischere Grund ist vermutlich die ewige Klimaanlage in der Subway. Die Subway ist immer vollgestopft mit Menschen, die Luft verständlicherweise schlecht. Dabei soll das Klimaanlage-Gebläse etwas für frische Luft sorgen. Bei mir sorgt es am Tag danach eher für eine feuchte Nase und husten. Doch dennoch versuche ich, so oft wie möglich die Subway zu nehmen, vor allem aus Kostengründen. Die Subway kostet drei Pesos (etwa 20 Rappen), sofern man nicht den falschen Ausgang nimmt und nochmal bezahlen muss, wie es bei mir teilweise der Fall ist. Einmal bezahlt, kann man solange Subway fahren, wie man möchte. Das Taxi ist im Vergleich zu der Schweiz immer noch sehr billig, aber dennoch viel teurer als die Subway. Da ich relativ frei bin und nicht auf die Zeit schauen muss, nehme ich öfter die Subway. Man beobachtet bei jeder Fahrt sehr viele Dinge und Menschen.

Viele Bettler und sonstige "Verkäufer" nutzen die Subway für ihren Tagesumsatz. Es gibt "Verkäufer", die alles verkaufen, was man verkaufen kann. Schulbücher, Kaugummis, Gumpibälle, CD's, Videos, Selbstgebackenes, Süssigkeiten, Medikamente, Zeitschriften und vieles mehr. Dann gibt es die nächste Sorte, die Künstler, naja, wenn man sie Künstler nennen kann. Sie singen, sie tanzen, sie machen Zaubertricks oder machen sich ihre Haut mit Glasscherben und Messer kaputt. Letztere, wurde mir gesagt, seien ziemlich schlimme Drogenabhängige, die dies selbst nicht mehr merken. Weiter gibt es die sogenannten Trendbettler. Zur Zeit sind dies sogenannte "Blinde". Sie laufen mit irgendwelchen Boxen herum und spielen Musik ab und betteln zur gleichen Zeit. Was am Anfang vielen Mexicanern Leid tat und öfter mal eine Spende gaben, artete ziemlich schnell aus. So liefen plötzlich hunderte "Scheinblinde" mit diesen Boxen herum. Ganz am Schluss gibt es noch die Bettler, welche einfach die hohle Hand machen und auf eine Spende warten. Umso schlechter sie riechen und umso schlechter sie aussehen, umso mehr Geld sollte reinkommen. Dies ist vermutlich der Gedanke der Drittpersonen, welche meist hinter all diesen Bettlern stecken. Darum wurde mir geraten, nichts zu kaufen und schon gar nichts zu spenden. Eine Art Mafia stecke hinter all diesen Bettlern. Mit allen Mitteln versuchen sie, Geld hereinzuholen. So kommt es auch oft vor, dass Kinder bereits ab fünf Jahren die hohle Hand machen. Sehr traurig, dass sich einige aus der Armut der Personen einen Profit herausholen möchten. So geschah es auch, dass ich wohl die hässlichste Person seit je her sehen musste. Diese Person hatte keine Augen mehr, die Zähne schwarz, die Haut sehr kaputt und ein Arm fehlte. Vermutlich auch ein Opfer der sogenannten Subway Mafia geworden. Der Anblick dieser Person verfolgte mich bis in meine Träume.

Die letzten beiden Jahre in Mexico D.F. benützte ich die Subway nur mit René. Ich lebte die letzten beiden Ferien in Mexico D.F. mit seiner Familie. Damals blieben alle Erklärungsversuche der Subway unnötig. Da ich jetzt jedoch viel auf mich selbst gestellt bin, musste ich das System der Subway lernen. Inzwischen beherrsche ich es bereits super und werde von einer Kollegin René's bereits als "Rey del métro" genannt. König der Metro, heisst dies. Ich muss zugeben, jedes Mal wenn ich ein Ziel mit der Subway erreiche, fühle ich mich ein wenig als Rey del métro...

Geburtstag in Toluca

Ich schätze es jeweils sehr, wie René, Carlos und ihre Kollegen und Kolleginnen mich bei all den Dingen, welche sie unternehmen, berücksichtigen. Meist werde ich gefragt, ob ich auch gerne dabei sein möchte. Da Bere viel arbeitet, viel auch bis in die Nacht und an den Wochenenden, nutze ich die Zeit und unternehme etwas mit meinen Kollegen und Kolleginnen. Egal, ob es nur ein Kaffee im Starbucks, Tacos essen oder etwas TV schauen ist, ich mache gerne etwas mit ihnen. Dieses Mal wurde ich gefragt, ob ich gerne nach Toluca gehehn möchte an eine Geburtstagsparty von Isaac's Schwester. Isaac ist ein guter Freund von Carlos.

So fuhren wir Samstags um rund halb fünf Uhr los. Abgemacht war halb vier, ich war um halb vier Uhr dort. Aber wie es bei den Mexicanern mit der Pünktlichkeit ist, musste noch dies und jenes erledigt werden. Aus Erfahrung weiss ich nun, dass ich mich nach drei Wochen Mexico an diese Unpünktlichkeit gewöhnt habe. Noch eine Woche, dann habe ich diese drei Wochen, yeeesss....Die Fahrt fürte von dem Zentrum Mexicos über Santa Fe nach Toluca. Santa Fe, ein Stadtteil Mexicos, dessen Klassenunterschiede nicht grösser sein könnten. Ärmste Viertel mit Häusern, in welchen man nicht leben möchte und daneben ein rund fünfzig Stöcke hoher Luxuskomplex in denen all die Geschäftsmenschen verkehren und leben. Sehr interessant zu sehen und man kommt sofort zum Nachdenken über den Klassenunterschied Mexicos. Noch kurz das Auto tanken und weiter gehts. Die Person, welche unser Auto tankte, war eine wunderschöne junge Dame. Sie wirkte mit ihrem Tankanzug verdammt sexy, das mussten wir alle zugeben. In der Schweiz würde wohl keine so schöne Frau ihre Hände schmutzig machen für einen solchen Job.

Nach rund einer Stunde fahrt kamen wir in Toluca an. Inmitten einer sehr hässlichen Wohngegend türmen sich zwei grosse Tore. Die Einfahrt in das Wochenendhaus von Isaac's Eltern. Wir wurden bereits von ihnen empfangen. Das Anwesen war der Traum eines Wochenendhauses, einfach wunderschön. Wir stärkten zuerst unsere Mägen mit sehr vielen verschiedenen Tacos. Isaac's Mutter hatte all die Gerichte selbst zubereitet. Es musste ein grosser Aufwand gewesen sein. Tacos al Bisteck, con Salsa verde, con Salsa rojo, con friajoles, con chicharon, und viele Salsas mehr. Zur Zeit bin ich sehr stolz auf mich, dass ich bereits viele der verschiedenen Tacos kenne. Daneben genossen wir Cuba libre in grossen Mengen.

Das Highlight folgte nach einigen Cuba libres. Musik ertönte aus der Küche und rund zehn Mariachis liefen spielend in die grosse Stube. Mariachis sind die bekannten Musiker aus Mexico mit Gitarren, Geigen und Trompeten. Sie sind an Geburtstagspartys sehr beliebt. Die Eltern von Aline, welche ihren Geburtstag feierte, haben ihr dies geschenkt. Aline scheint zwischen 25 und 30 Jahren zu sein und war sehr hübsch. Die Mariachis spielten rund eineinhalb Stunden und sangen dabei sehr viel. Die Gäste konnten dabei stets Lieder wünschen. Bei vielen Familienangehörigen der Familie von Isaac wurde ich schnell zum Highlight. Der Sänger der Mariachis fragte mich nach einem Liederwunsch. Jemand anders hätte wohl geschweigt oder gesagt "no sé", was soviel bedeutet wie ich kenne kein Lied zum Wünschen. Doch ich wünschte zum Erstaunen von allen Angehörigen das Lied "la cucaracha". Doch ich sagte es nicht einfach so, ich stand auf und sang es ungefähr so "la cucarachaaaa, la cucarachaaaa, laaaalalalalalaaaa"...schallerndes Gelächter fiel durch die Stube, einige Personen konnten nicht mehr vor lachen. Zu meinem Überraschen konnten die Mariachi das Lied nicht und erklärten mir, das Lied sei eher ein Volkslied der armen Bevölkerung welches nach Europa übergeschwappt war. So habe ich es jedenfalls verstanden. Dennoch musste ich den ganzen Abend und den darauffolgenden Tag meine Freunde und die Familienangehörigen hören wie sie das Lied "la cucaracha" sangen. Habe ich ja wiedermal den Vogel abgeschossen.

Wir hatten weiter einen sehr lustigen Abend mit viel Cuba libre (Rum mit Cola). Die eine Person hatte am Schluss wohl auch ein bisschen zu viel von dem Getränk abbekommen. Nein, ich war nicht diejenige Person, worauf ich ziemlich stolz bin, denn es war doch ziemlich viel Rum.

Am nächsten Tag genossen wir die Sonne in Toluca mit Fussball, chillen und dem Hund Isaac's. Dieser war noch sehr jung und verspielt. Zuerst wollten wir eigentlich Fussball spielen, doch am Schluss artete es zu einer Jagd nach dem Hund aus, welcher sich meinen Hut geschnappt hatte und so die Aufmerksamkeit auf sich gerichtet hat. So verging der Tag und wir kehrten zurück nach Mexico D.F.

Inzwischen ist eine neue Woche angebrochen. Ich lerne stets noch viel Spanisch. Meine Fortschritte sind aber gross, jeden Tag lerne ich mehr und mehr. Nebenbei mache ich mir auch viele Gedanken über Bere und mich. Irgendwie weiss ich nicht genau, wie es zwischen uns steht. Mit meinen noch wenigen Spanischkenntnissen ist dies auch nicht ganz einfach, herauszufinden. Dazu kommt noch etwas. Aus Höflichkeit habe ich Bere nie gefragt, wie alt sie ist. Ich muss zugeben, ich erwartete auch immer wieder, dass sie mir einmal sagt, wie alt sie ist. Aber dies muss von mir aus gesehen von ihr kommen. Meine Vermutung ist, dass sie trotz ihres jungen Aussehens wohl älter ist, als ich denke. Vielleicht möchte sie es mir darum nicht sofort sagen. Tja, so bleibt es ein Geheimnis und ich werde wohl noch einige Gedanken darüber machen...Sehen wir mal, wie sich das Ganze in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt.













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