Mittwoch, 19. November 2014

Viva México cabrones, Tagesanzeiger Artikel vom 19.11.2014

Tagesanzeiger Artikel vom 19.11.2014, viva México cabrones

Sandro Benini, Lateinamerika Korrespondent des Tagesanzeigers, verteidigt sich im Tagesanzeiger vom 19.11.2014 zu den Vorwürfen, er würde nur schlechtes über México schreiben.

"Trotz Drogenkrieg, Korruption, Armut und miesepetrigen Korrespondenten: Mexiko ist das schönste Land auf dem amerikanischen Kontinent." 

Nachdem der México-Korrespondent viel schlechte Kritik zu seinen vorwiegend negativen Berichten über México erhalten hat, erklärt der Journalist, wie es wirklich ist.

Viva México cabrones

Bereits seit einigen Jahren verfolge ich die Berichte von Sandro Benini im Tagesanzeiger. Meist sind es negative Berichte über Korruption, den Drogenkrieg, Hurrikans, die Armut und noch einmal Drogenkrieg. Positive Berichte habe ich bis jetzt drei gesehen. Nun ja, im einen Bericht schrieb er über die Party-Hochburg und von US-Amerikanern dominierte Stadt Cancun in Quintana Roo im Osten Méxicos auf der Yucatan Halbinsel. Wer dieses Phänomen des immer grösser werdenden Bade- und Partyorts mag, sah diesen Bericht als positiv an. Naturschützer, Partymuffel und Normalsterbliche wohl eher als negativ. Dann war der Bericht über México City, welcher die Wahrheit und den IST-Zustand wirklich gut beschrieben hat. Sonst waren es wöchentlich negative Berichte über México. Ich habe mir oft überlegt Sandro Benini selbst anzuschreiben mit der Frage, "warum nur schlechtes über dieses schöne Land?!?" Doch meine Frage erübrigte sich sehr schnell mit eigenem tiefen Nachdenken und dem Besuch der Vorstellung seines neuen Buches "Drogen, Krieg, Mexiko" im Kaufleuten in Zürich.

Bei dieser Vorstellung wandte er sich bereits am Anfang an die Vorwürfe, er würde nur schlechtes über México schreiben. Er wies bereits dort darauf hin, dass er seit vielen Jahren in México City lebe und es ihm in México sehr gefalle. Doch was die Leser interessiere, sind nicht irgendwelche Berichte über Städte, über die vielen UNESCO-Weltkulturerbe Méxicos, schöne Landschaften wie Strände, Urwald, Wüsten, die Gutmütigkeit der Mexicaner - Nein, es sind der Drogenkrieg, die Korruption und Naturkatastrophen, welche den normalen Leser interessieren. Bei dieser Vorstellung seines Buches stand während des Gesprächs mit dem Moderator ein Mexicaner auf und beschwerte sich abermals und verliess das Lokal mit den Worten "viva México!!", einige Zuschauer folgten ihm.

Das absurde an den vor allem negativen Berichten Sandro Benini's über México ist nicht seine Berichterstattung, sondern der Hunger der Leserschaft über schlechte News von México. Ich behaupte, die Mehrheit der Leser des Tagesanzeigers haben México noch nie bereist und können sich kein eigenes Bild davon machen. Viele stellen sich unter México immer noch den faulen Mexicaner mit Sombrero und Tequilaflasche an der Häuserecke vor. Die Vorurteile gegenüber diesem Land sind riesig und steigen mit jedem schlechten Bericht. Daran kann Sandro Benini aber nichts dafür und stellt dies mit diesem Bericht vom 19.11.2014 sehr gut dar. Bad news erregen die Aufmerksamkeit der Leserschaft viel mehr als good news.

 Fazit

Ich werde die Berichterstattung von Sandro Benini über México auch in Zukunft gut verfolgen, ob negative oder positive, werde die vielen, manchmal absurden, Kommentare der Leserschaft lesen und mich dann immer wieder an die schönen Erlebnisse von México erinnern. So hoffe ich, viele der mit Vorurteilen behafteten Leser können diese einmal ablegen und das vielseitige Land México besuchen und sich überzeugen lassen, dass die Méxicaner nicht an der Strassenecke Tequila trinken, normalerweise auf der Strasse keine Sombreros tragen und der Drogenkrieg, die Korruption, usw. nicht überall allgegenwärtig sind...Viva México cabrones!!

Mittwoch, 5. November 2014

Verregneter Sommer, Arbeitsalltag und wieder einmal in Mexico

Verregneter Sommer, Arbeitsalltag

Der Sommer nahte. Die Vorfreude auf heisse Tage, auf das Bootfahren in der Reuss, draussen ohne zu frieren ein Bier zu trinken, Vita-Parcour, wandern  und einfach einen schönen Sommer zu geniessen war riesig. Der Juni war vielversprechend. Die ersten und zugleich letzten schönen Tage haben begonnen. Mit meinen Freunden Basil, Gian, Röbi, Eric und Eti erlebte ich einige vereinzelte wunderschöne Wochenendtage auf der Reuss auf dem Boot. Bier und Salzstängeli gehörten ebenso dazu, wie die Musikbox. Bremgarten war jeweils der Einstiegsort. Der Ausstieg entschied unsere Lust nach Bier. Mellingen bei kleinem Durst, Windisch bei grossem Durst. Doch so schnell der Sommer begann, hörte er auch schon wieder.

Die Monate Juli und August waren schrecklich. Regen, Überschwemmungen und Kälte prägten den Sommer. Gab es mal ein schönes Wochenende, war es zu kalt, um die Gewässer aufzusuchen. Das positive daran war, dass ich mit einigen Freunden oft in den Bergen wanderte. Die Wanderslust habe ich während meiner langen Reise neu gefunden. Als kleiner Junge war ich oft mit meiner Familie in den Bergen. Doch ich konnte die Natur und die Schönheit der Berge noch nicht wirklich geniessen. Wie es bei einem Durchschnitts-auf dem Land aufgewachsener-Schweizer so ist, geht man als Kind einfach mit den Eltern mit, ob man will oder nicht. Dann folgte die Zeit, in welcher man selbst entscheiden konnte. Es herrschte kein Wanderzwang mehr und aus eigener Kraft wälzte man sich am Wochenende nicht aus dem Bett. Wie auch? Der Kater, die Teenagermüdigkeit und die Lust, andere Dinge zu erleben, war grösser. Doch mit den Jahren und dem Reisen entdeckte ich die Schönheit und die immense Dimension der Berge zurück und gehe inzwischen freiwillig und mit voller Freude in die Berge wandern.

Fast eineinhalb Jahre waren vergangen seit meiner Rückkehr aus Latein-Amerika. Ich arbeitete bereits wieder mehr als ein Jahr im Büro. Der normale, bünzlige Arbeitsalltag machte mir mehr und mehr zu schaffen. Viertel vor sechs Uhr, der Wecker klingelte. Zähne putzen, Gesicht waschen, in die Kleider steigen und ab auf den Zug. Es war fünf nach sechs. Die gleichen fünf bis sechs Pendler wie jeden Morgen warteten auf den Zug. Sie mussten wohl aus meiner Gegend kommen, man kannte sich nicht. Nicht mal so fest, um sich ein "Guete Morge" zu sagen. Die erste Etappe, zwanzig Minuten von Zufikon nach Dietikon. Der Zug voll. Die Pendler ruhig, teilweise sogar "mucksmäuschenstill", wie man es bei uns sagt. Einzig die Musik einiger mit schlechten Kopfhörer ausgestatteten Personen war zu hören. Dazu gehörten vermutlich auch meine. Niemand spricht, der "Anschiss" war den Menschen ins Gesicht geschrieben. Ankunft in Dietikon, schnell aufs nächste Perron. Zug von Dietikon nach Zürich. Gleiches Phänomen. Einzig das Schmatzen eines Zugpassagiers war zu hören. Teilweise noch die drei Damen, dessen Sprache ich nicht verstand, die als einzige miteinander sprachen. Ankunft in Zürich, hektisches aufs nächste Perron laufen. So machen es die meisten. Meines nächstes Ziel war der kleine Bahnhofsladen neben den Trams. Gipfeli, Kaffee, Müsli und Joghurt kaufen. Auch dort, niemand wollte viel sagen. Es war immer noch früh. An einen Moment erinnere ich mich gut. Da wagte sich tatsächlich ein Mann, rund fünfzig Jahre alt, sein Mund zu öffnen und sagte der jungen Dame bei der Kasse tatsächlich "ich wünsche ihnen einen schönen Tag, sehr schönes lachen haben sie". Die Dame war sichtlich geschockt ab dem Kompliment. Aussergewöhnlich, wie wahr es auch ist. Dann die Fahrt mit dem Tram von Zürich nach Zürich Oerlikon. Sieben Uhr null fünf, Ankunft bei der Arbeitsstelle, die Arbeit beginnt. Aus vergangenen Ereignissen mit Social Media lasse ich die Passage zwischen sieben Uhr null fünf und dem Ende des Arbeitstages aus. Wer weiss, vielleicht werde ich selbst nach meiner Kündigung überwacht und genauestens beobachtet, ob ich nicht etwas über meinen Arbeitsalltag schreibe. Der Arbeitstag endete und ich begab mich auf den Heimweg. Die ganze vorher beschriebene Fahrt zurück. Die Menschen inzwischen etwas wacher, doch immer noch genau so wenig gesprächlich, wie bei der Hinfahrt. Man kann bei dieser Fahrt so viele schöne Frauen sehen. Man realisiert erst bei der Zugfahrt, wie viele schöne Frauen wir doch in der Schweiz eigentlich haben. Doch deren Schönheit wird bei der Zugfahrt leider durch den "Lätsch" im Gesicht getrübt. Als hätten sie alle ein Maske an. Arroganz und die ich-bin-besser-und-schöner-als-alle-anderen" Mentalität sticht hervor. Dann, nach einer Stunde endlich zu Hause. Der Arbeitstag ist vorbei.

Nach eineinhalb Jahren wollte ich wieder etwas neues erleben. Darum und einigen anderen Gründen kündigte ich meine Stelle. Ich wollte wieder reisen gehen, war aber noch nicht ganz bereit dafür. Darum begann ich intensiv, eine neue Stelle zu suchen. In den Bergen, dort wo ich am liebsten bin. Endlich einen Winter ohne Nebel, ein Traum! Ich habe ihn gefunden, meinen Traumjob in den Bergen. Ich werde Ende November nach Saanen-Gstaad ziehen und dort im Iglu-Dorf als Tourguide arbeiten. Ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt. Nach der Zeit im Iglu-Dorf werde ich mich auf meine nächste grosse Reise begeben.


Wieder einmal in Mexico

Da war aber noch die Reise nach Mexico. Bereits im letzten Blog erzählte ich von der Einladung an die Hochzeit von René. So begab ich mich Ende August wieder einmal nach langer Zeit nach Mexico. Bereits der Flug nach Mexico City war unbeschreiblich. Bei einem normalen Flug sitzt man in seinem Sitz und ärgert sich nach einigen Stunden über die Beschwerden am Gesäss aufgrund des langen Sitzens. Doch es kam anders. Ich lernte einen Mexicaner kennen und trank mit ihm Wein, viel Wein, gratis. So unterhielten wir uns mehrere Stunden stehend im Flieger über Gott und die Welt. Mit jedem Fläschen wurde es lustiger, der Mexicaner betrunkener, bis er sich kaum mehr auf seinen Beinen halten konnte und schliesslich auf einem Sitz einschlief. Dieser Flug geht bis jetzt als lustigster in meine Geschichte ein.

Die Vorfreude auf René und seine Familie und Freunde war riesig. Es folgte der Polterabend mit viel Alkohol, Spass und Stripperinnen. Dabei konnte ich viele seiner Freunde wieder sehen. Ich habe sie während meinen Mexico-Aufenthalten kennengelernt. Bis zu der Hochzeit hatte ich dann noch rund zwei Wochen. Darum entschied ich mich, mit Pedro, den ich von meiner letzten Reise kannte, nach Sayulita zu gehen. Ich fuhr nach Guadalajara wo ich ihn mit voller Freude wieder begrüssen konnte. Inzwischen arbeitet er an einem Projekt mit Kindern. Er hat Wort gehalten und ist nicht mehr an seinen alten Arbeitsort als Anwalt zurück gekehrt.

Wir fuhren nach Sayulita. Ich hatte das kleine Surfmekka noch in guter Erinnerung. Pedro blieb einige Tage dort und fuhr dann wieder zurück nach Guadalajara. Ich blieb dort rund zehn Tage und verbesserte mich stark beim Surfen. Inzwischen kann ich die Wellen nehmen, komme ins Meer hinaus und kann auf dem Surfbrett stehen bleiben ohne zu fallen. Es sieht inzwischen doch sehr professionell aus. Ich lernte super Backpacker aus Deutschland, England, der USA und Frankreich und einige Mädchen aus Mexico kennen. Es war eine super Zeit!

Während in der Schweiz Karriere, studieren, guter Job, Eigenheim, schönes Auto und guter Wohlstand die Ziele der Einwohner sind, sind es in Sayulita ganz andere Dinge, welche an vorderster Stelle stehen. So erzählte mir ein fünfundzwanzig jähriger Surfbrett Vermieter aus Sayulita etwas, was mir sehr in den Kopf gegangen ist. Warum sollte er studieren und die grosse Welt sehen, wenn er in Sayulita alles habe, was er braucht. Das Meer, sein Surfbrett, genug Einkommen um zu essen, viele Freundinnen, wie er es nannte, aus allen Ländern dieser Welt und ein sehr schönes Leben, welches er nie tauschen würde. Man kann mit so wenig zufrieden sein.

Es folgte die Hochzeit von René. Zuerst die zeremonielle Hochzeit in der Kirche, dann die Hochzeitsfeier im Grand Hotel de Mexico D.F.. Es wurde viel getanzt, getrunken, gegessen und gelacht bis in den Morgengrauen. Für mich war es sehr speziell bei der Hochzeit meines besten Freundes aus Mexico dabei zu sein.

Es folgten die letzten Tage in Mexico. Mit Valeria besuchte ich Tepoztlan und Cuernavaca. Valeria habe ich bei meiner ersten Mexicoreise kennengelernt und bin immer mit ihr in Kontakt geblieben. Vorgesehen wäre eine Nacht in Tepoztlan gewesen. Wir lernten jedoch noch ein Paar aus der USA kennen und sind dann mit ihnen etwas versumpft. Es war nicht mehr möglich, die Reise zurück nach Mexico City zu machen. So schliefen wir eine weitere Nacht in Cuernavaca. Das schönste im Leben sind Freundschaften wie die, die ich mit Valeria, Pedro und René und seinem Bruder habe. Man sieht sich teilweise lange nicht und freut sich dann umso mehr, sich wieder in die Arme zu schliessen und die kurze Zeit die man hat, in vollen Zügen zu geniessen.