Dienstag, 25. Dezember 2012

Hippiefestival / nackt, nackter, ... / Weihnachten in Tulum

Hippiefestival Rainbow Gathering

Nach einer ziemlich langen Fahrt kamen wir in San Cristobal de las Casas an. Wir hatten dort rund fünf Stunden Aufenthalt, bevor es weiterging nach Palenque. Die Reise nach San Cristobal war bis jetzt meine längste. Wir waren rund vierzehn Stunden im Bus. Nach einer solchen Fahrt kann man seinen Hintern sehr gut spüren. San Cristobal de las Casas war einer meiner ersten Aufenthalte meiner Reise. Jetzt kreuzt sich der Weg meiner Reise an diesem Ort. Es war schön, diesen schönen Ort noch bei Sonnenschein zu sehen. Es ist einer der schönsten Orte, welche ich in Mexico gesehen habe. Doch es war zuerst das Besorgen eines Zelts und eines Schlafsacks angesagt. Wir klapperten diverse Läden ab und wurden fündig. Einen Schlafsack für rund acht Franken, kann dies gut kommen?!?

Bereits in San Cristobal de las Casas sah man sehr viele Hippies und sonstige merkwürdige Menschen, welche wohl den gleichen Weg vor sich hatten. Unser Ziel in Palenque war das Rainbow Gathering. Die Hippies haben jährlich diverse Gatherings, meist aber lokale. Jedes Jahr aber findet irgendwo auf der Welt ein Rainbow Gathering statt. Tausende Hippies pilgern jedes Jahr an den auserwählten Ort, um sich dort zu treffen. Da dieses Jahr am einundzwanzigsten Dezember bekanntlich die Welt unterging, wollte man das Gathering an einem speziellen Ort machen. Man wählte Palenque. Die schönsten Ruinen und Pyramiden Mexicos befinden sich an diesem Ort. Die Hippies pilgern darum dieses Jahr nach Palenque. Es gibt diverse Arten zu Reisen. Es gibt die normalen Touristen welche Ferien an irgendwelchen Orten machen, es gibt die Backpackers welche mit dem Rucksack von Ort zu Ort reisen oder es gibt die primitive Art zu reisen und zu leben, als Hippie. Meist ohne viel Geld pilgern sie von Ort zu Ort, oft auf der Suche nach einem Gelegenheitsjob. Hippies sind auch bekannt für ihre Tanz- und Feierrituale, für Vegetarisches und Veganes Essen, leben oft in Zelts oder sonst wo ziemlich einfach und konsumieren gerne Marihuana und sonstige natürliche Drogen wie zum Beispiel Pilze. Als Hippie zu leben käme für mich nicht in Frage. Dennoch wollte ich diese Art zu leben und zu reisen mal genauer kennenlernen und habe mich für diese Rainbow Gathering entschieden.

Pedro und ich nahmen den nächsten Bus von San Cristobal de las Casas nach Palenque. Noch einmal rund fünf Stunden. Das schlimmste was in einem Bus passieren kann, ist wohl ein schreiendes und kotzendes Baby. Wenn dann nebenbei aber statt eines Films eine live Show von Britney Spears im TV läuft, kann man wohl nicht mehr tiefer fallen. So geschah es uns während dieser Reise. Wir kamen in Palenque an. Da es bereits Nacht war, übernachteten wir in einem billigen Hotel. Am nächsten Morgen dann besorgten wir uns noch einige Dinge und machten uns auf in das Abenteuer. Casa de Hernandez hiess der Ort, an welchem man auf einen Kollektivbus warten musste. Diesen bestiegen wir mit rund zehn anderen Hippies aus aller Welt. Russland, Italien, Spanien, Rumänien, von überall kamen sie, oft nur wegen diesem Festival. Die Hippies sind ziemlich friedliebend und offen, so lernt man sehr schnell Leute kennen. Bienvenido a Casa, welcome home, war die Aufschrift am Eingang des Rainbow Gatherings. Bereits dort konnte man die schrägsten Personen und grössten Hippies sehen. Vielen konnte man bereits ansehen, dass sie bereits einige Tüten geraucht hatten. Pedro und ich machten uns auf eine erste Erkundungstour und suchten einen Platz, um unser Zelt zu stellen.

nackt, nackter, ...

Wir liefen durch den Urwald, überall waren Zelte, gross und klein. Quer durch alles hatte es einen Fluss, welcher sich elegant durch die Wälder schlängelte. Es war wohl das verrückteste Festival, welches ich je gesehen hatte. Wo war ich da gelandet!?! Wenn man es nicht selbst gesehen hat, kann man es sich kaum vorstellen. Ich versuche nun, das Gesehene etwas näher zu beschreiben. Man muss es jedoch selbst gesehen haben, um es zu glauben. Nach nur einigen Metern liefen uns bereits die ersten nackten Menschen über den Weg. Nackt, splitternackt! Die, die nicht nackt waren, hatten ziemlich wenig an. Zuerst war es etwas befremdend, all diese Menschen so zu sehen, aber man gewöhnte sich relativ schnell daran. Wir liefen neben einem Zelt vorbei genannt "Fuck for Forest". Sah ich das gerade richtig? Liebten sich da zwei Menschen öffentlich? Da waren tatsächlich ein Hippiemann und eine Hippiefrau aufeinander und liebten sich. Daneben drei Personen welche den Akt mit Trommeln begleiteten, eine Person welche das ganze filmte und dahinter einige Zuschauer. Mein Gott...das hatte ich echt noch nie so gesehen. Wir fanden einen Platz, um unser Zelt zu stellen. Edgar, rund fünfzig Jahre alt, Hippie aus den vereinigten Staaten, ebenfalls nackt, erklärte uns Neulingen, wie sich alles abspielt und wie ein Rainbow Gathering funktioniert. Es gibt kein Staff oder sonstige Cheffs an einem Gathering. Jeder hilft jedem, jeder ist für jeden da und man solle viel helfen, das Essen zuzubereiten oder sonstige Aufgaben erledigen. Karma nennt sich das. Man tut gutes, man bekommt gutes zurück. Man soll sich einfach frei fühlen an einem Rainbow Gathering. Edgar erklärte uns die Dinge, als wäre es normal, splitternackt einem anderen Menschen was zu erklären. Wir machten uns auf eine weitere Erkundungstour an den Fluss. Bin ich da im Paradies gelandet?!? Da waren doch tatsächlich rund zwei bis dreihundert Menschen an dem Fluss und badeten sich, nackt, alle nackt. Und da waren nicht etwa wie an FKK Badestränden irgendwelche alte und hässliche Glüstler. Nein, da waren meist junge Menschen, Frauen und Männer, welche es für normal befanden, nackt zu baden. Man betrachtet automatisch alle Menschen und ich muss sagen, die Hippies haben wunderschöne Mädchen unter sich. Ich kriege das Bild nicht mehr aus dem Kopf, ein wirklich paradiesisches Bild, wie all diese Hippies am Fluss badeten, Frauenanteil rund siebzig Prozent, einige machte Turnübungen, einige machten Musik, einige räkelten sich an einem Seil an den Bäumen und viele waren einfach da und sprachen miteinander. Pedro und ich wollten nicht auffallen mit unseren Kleidern. So zogen wir uns ebenfalls aus und nahmen der ganzen Sache Teil. Den ganzen Nachmittag genossen wir die Atmosphäre am Fluss, nackt natürlich. Unter all den Nackten sahen wir auch Gabriel, den wir aus Puerto Escondido kannten. Mit ihm zogen wir danach auch meist herum. Wir traffen auch viele weitere Personen an, die wir während der Reise kennenlernten.

Am Abend dann war essen angesagt. Ohne Fleisch, versteht sich. Sehr gerne hätte ich daneben ein Stück Fleisch genossen, damit war leider nichts. Noch schlimmer war, dass das ganze Essen nicht gesalzen wurde, weiss der Teufel warum nicht. Das Essen ist definitiv nichts für mich. Ungesalzen und ohne Fleisch geht einfach nicht. Mein Magen knurrte ziemlich. Vor dem Essen gab es aber noch rund eine Stunde lang Gesang und Rituale. Man musste oft die Hand des Nachbars küssen und man umarmte oft die Person neben sich. So zeigte man einander, dass man eine Familie ist. Nächstes Mal wähle ich einen Platz neben einem Mädchen, so dachte auch Pedro. Wir sind ja gute Kumpels und reisen zusammen, aber so viele Umarmungen und Handküsse waren uns dann doch ein bisschen zu viel. Nach dem Essen tanzten und sangen wir am Feuer. Es sah ungefähr so aus, wie Regentänze aus Indianerfilmen. Noch zu sagen, viele Mensch waren immer noch nackt. Einige Hippies kennen wohl keine Kleider. So kam Mitternacht des einundzwanzigsten näher. Der Untergang nahte.

Man glaubt es kaum, aber kurz nach Mitternacht begann es zu regnen. Es regnete wie aus Kübeln. Der Bach verwandelte sich zu einem gefährlichen Wildbach. Einige Zelte, Rucksäcke und vieles mehr riss der Bach mit. Wir gingen zurück in unser Zelt. Die ganze Nacht regnete es. Der achtfranken Schlafsack war wirklich acht Franken wert. Sehr schnell war er nass. Das Zelt war undicht und wir schliefen in einer Wasserlache. Unsere Rucksäcke waren ebenfalls durchnässt. Am nächsten Tag dann entschieden wir uns aufgrund des Zustands des Zelts, der Wege und allem auf die Rückreise in die Stadt Palenque. Rund die Hälfte der Hippies machten das gleiche. Es war schlicht nicht mehr möglich, in diesem Gelände zu campieren. Da in der Stadt alles voll war, mussten wir eine weitere Nacht auf einem Campingplatz übernachten. In der Nacht des einundzwanzigsten dachte ich einige Minuten wirklich, die Welt würde untergehen. Noch selten hatte ich so intensiven Regen gesehen. Nach diesen Campingtagen machten wir uns auf nach Villahermosa. Pedro flog zurück nach Guadalajara um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern, Gabriel blieb in Palenque für eine Weile und ich nahm den Bus nach Tulum.

Weihnachten in Tulum

Nach einer zehnstündigen Busfahrt kam ich in Tulum an. Es war der vierundzwanzigste Dezember, Heiligabend. Meine Familie sendete mir Fotos von dem Essen und wie sie feierten. Sehr gerne wäre ich dabei gewesen. Nicht nur des Fondue Chinoise wegen, nein. Vor allem um mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Ich vermisste sie alle echt, vor allem am Abend. Das Hostel, in dem ich mich zur Zeit befinde, ist ziemlich langweilig. Ich habe das falsche Hostel gewählt. Leider waren die guten Hostels mit all den Backpackern ausgebucht. So machte ich mich auf und ass alleine eine Meeresfrüchtespaghetti. Ja, das war mein Weihnachtsdinner. Um den Abend nicht langweilig zu verbringen machte ich mich auf die Strasse und siehe da, wer traf ich da an, Gabriel. Was für ein Zufall. So entschieden wir uns, gemeinsam eine Bar aufzusuchen. Mit einer Französin dann fanden wir die perfekte Bar. Es spielte eine Live Band. Reggae und Cumbia war angesagt. Ein aussergewöhnliches Weihnachtsfest. Reggae bei angenehmer Temperatur, T-Shirt und kurze Hosen, feiern mit all den Backpackern und viel viel mexicanisches Bier.

Ich bleibe noch eine Nacht in dem Hostel, da ich bereits für zwei Nächte bezahlt habe. Danach schaue ich für einen freien Platz in einem anderen Hostel oder werde an einen anderen Ort gehen. Eventuell bin ich schon in einigen Tagen in Belize, wir werden sehen.







Sonntag, 23. Dezember 2012

Reise nach Puerto Escondido / schlimme Magenverstimmung


Reise nach Puerto Escondido

Ich befinde mich zur Zeit in Puerto Escondido. Ein wunderschöner Ort an der Küste von Oaxaca.  Puerto Escondido ist nicht so kommerziell wie Cancun, Playa del Carmen, Puerto Vallarta oder Acapulco. Viele kleine Restaurants, Strandbars und einfache Hostels machen den Ort aus.  Für Backpacker hat dieser Ort eine sehr hohe Anziehungskraft.  Zwischen der Zeit in Guadalajara und Puerto Escondido habe ich wieder sehr viel erlebt. Passagen dieser Zeitspanne sind beispielsweise das Vermissen einer neuen Bekanntschaft, die lange Fahrt nach Puerto Escondido, Affäre in Acapulco, schlimme Magenverstimmung und Chill out in la Punta.

Die Fahrt nach Puerto Escondido verschoben Pedro und ich stets Tag für Tag. Mädchen waren der Grund. Pedro verbrachte den letzten Monat oft mit Melissa, einem Mädchen, welches er in Guadalajara kennengelernt hat. Mit ihr und Erika gingen Pedro und ich nach Tapalpan. Nach diesem Wochenende ging ich ein weiteres Mal mit Erika essen. Mit ihr konnte ich mich immer bestens unterhalten und wir verstanden uns sehr gut. Ihr Charakter passte mir sehr. Als Pedro und ich uns entschieden, definitiv nach Puerto Escondido zu gehen, war für mich der Abschied härter als gedacht. Irgendwie mochte ich Erika sehr und Abschiede sind immer hart. Erika wird im Sommer in Europa herumreisen und wir werden uns dort wiedersehen, ich freue mich bereits, ihr mein Heimatland zu zeigen.

Wir haben für die Reise nach Puerto Escondido rund vier Tage einberechnet. Die Nächte wollten wir stets mit Autofahren meiden. Es wurden schon viele Personen entführt oder ausgeraubt. Der erste Halt war Morelia. Dort lernten wir drei Personen aus Frankreich kennen. Diese erzählten uns von dem Rainbow Gathering in Palenque, welches sie besuchen werden. Wir nahmen diesen Anlass als Option, den Weltuntergangstag zu verbringen. Dies ist ein Anlass, vor allem von Hippies geprägt, bei welchem sich Leute aus der ganzen Welt treffen und zusammen campieren.  Aufgrund des prophezeiten Weltuntergangs am einundzwanzigsten Dezember wäre dies ein spezieller Anlass.  Wir werden sehen, ob wir dann dort landen werden…Am nächsten Tag folgte bereits die Weiterfahrt nach Zihuatanejo. Der erste Ort am Meer. Wir waren überglücklich, das Meer erreicht zu haben.  Von Zihuatanejo an den nächsten Ort, Acapulco, haben wir oft angehalten um etwas im Meer zu schwimmen. Noch nie zuvor habe ich eine derartige Hitze erlebt im Dezember. Nach vielen Halts kamen wir in Acapulco an. Diesen Ort habe ich bereits mit Bere besucht. Zu dieser Zeit konnte ich weder eine Bar noch ein Club besuchen, wofür dieser Ort eigentlich bekannt ist. Man erinnere sich an den Blog über Acapulco mit Beres Familie…

Pedro und ich machten uns auf ins Nachtleben von Acapulco. Wir wählten eine Bar aus, bei welcher man umgerechnet zehn Franken bezahlt und man dabei so viel trinken konnte, wie man wollte. Nach einigen Biers machte ich die Tanzfläche unsicher und lernte das wohl hübscheste Mädchen kennen, welches ich je getroffen hatte. Sie war von Ecuador. Wir tanzten, tranken und feierten. Es folgte der gemeinsame Gang an den Strand mitten in der Nacht. Ich Idiot hatte vorher neues Geld aus dem Automaten gelassen. Rund zweihundertfünfzig Franken. Aus Faulheit ging ich nicht zurück ins Hotel, um das Geld zu deponieren. So musste ich dasdas Geld in den Sand stecken, dass es nicht nass wurde. Wir gingen zusammen baden und genossen die Zweisamkeit. Leider war danach mein Geld nicht mehr da. Entweder gestohlen oder im Sand verloren, keine Ahnung.  Ich hatte nur noch fünfhundert Pesos, diese hatte ich in der anderen Hosentasche vergessen. Das nasse Geld reichte genau noch für ein gemeinsames Hotelzimmer...

schlimme Magenverstimmung

Ziemlich verkatert und wenig Schlaf ging die Reise weiter nach Puerto Escondido. Wir checkten im Hostel Tower Bridge ein. Das Ambiente dort war super, die Hygiene aber war miserabel. Zudem war das Hostel ein Partyhostel. Wer sich dort ausruhen möchte, hat das falsche Hostel gewählt. Nach zwei Tagen Party und Strand war meine nächste Bleibe vor allem das Klo. Eine ziemlich üble Magenverstimmung hat mich ans Bett und das Klo gefesselt. Nach zwei Tagen Dauerbesuch auf dem Klo ging ich zu einem Doktor. Dieser verschrieb mir einige Medikamente, welche ich für fünf Tage einnehmen sollte. Nach zwei Tagen aber setzte ich die Medikamente wieder ab, da ich mich besser fühlte. Pedro und ich wollten uns mehr entspannen, so wählten wir ein neues Hostel direkt am Strand. Dieses gefiel mir sehr. Mit zwei Australiern, welche wir kennengelernt hatten, checkten wir dort ein. Wir hatten eine super Zeit zusammen. Wir befanden uns in La Punta, einem Strand von Puerto Escondido. Viele kleine Strandbars und Restaurants machen den Strand aus. Der Tagesablauf sah ungefähr so aus. Aufstehen, Morgenessen, an den Strand, Lunch, an den Strand, eventuell surfen, Sonnenuntergang geniessen, die ersten Biere trinken, Abendessen und dann Party. Pedro und ich gehen oft an den Markt um einen Fruchtsalat zu essen. Sehr gesund und gut für eine kleine Diät. Neben dem Fruchtsalatstand gab es Tacos. Für mich war es ziemlich hart, Früchte zu essen wenn es daneben lecker Tacos mit viel Fleisch gab. Dennoch setzte ich die kleine Diät durch, schliesslich gab es ja dann bei den anderen Mahlzeiten wieder Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte.

Es sind nur noch rund drei Tage bis zum Weltuntergangstag. Pedro und ich befinden uns immer noch in Puerto Escondido. Eigentlich wollten wir seit einigen Tagen nach Palenque gehen. Viele Kleinigkeiten zögerten aber die Abfahrt nach Palenque ziemlich hinaus. Doch nun haben wir endlich die Bustickets. Eine lange Fahrt wartet auf uns...







Montag, 3. Dezember 2012

Tequila und Callejoneada / Weekend in Tapalpa

Seit rund einer Woche befinde ich mich nun wieder in Guadalajara. Vor eineinhalb Monaten habe ich Guadalajara verlassen, um meine Freunde Mischi und Huebi in Miami zu besuchen. Den weiten Weg von Miami zurück nach Guadalajara habe ich mit Bussen bestritten, viele Orte besucht, gute Bekanntschaften gemacht und viele Erlebnisse gehabt.

Tequila und Callejoneadas

Bevor ich beginne, von den letzten Tagen in Guadalajara zu erzählen, muss ich unbedingt noch von einer Geschichte oder besser gesagt von einem Brauch aus Zacatecas berichten. Es gibt in Zacataces einen Brauch, genannt Callejoneadas. Traditionell gekleidete Musikanten von rund zehn Personen führen eine Callejoneada zusammen mit einem mit Tequila beladenen Esel an. Sie spielen traditionelle Musik aus dem Norden Mexicos. Die Gruppen sehen ähnlich aus, wie Kleinformationen beim Karneval in der Schweiz mit Pauken, Trompeten, Posaunen und Bass. Angeführt wird die Callejoneada durch einen Esel, welcher mit mexicanischen Fähnchen und Schnick Schnack gekleidet ist. Er ist mit vielen Flaschen Tequila beladen. Nach dem Esel kommen die Musikanten und hinter ihnen folgt eine Schar Menschen, welche zu den Klängen und Rhythmen der Musik tanzen und singen. Alle rund hundert Meter hält der Mob, und die Musiker spielen einige Lieder. Währenddessen wird gratis Tequila ausgeschenkt. Die Callejoneadas entstehen eigentlich, weil zum Beispiel eine Geburtstagsgesellschaft die Musiker und den Esel mieten und so in den Strassen das Fest feiern. Es ist eine Art öffentliches Fest. Touristen oder Einheimische folgen dem Fest eine oder zwei Stationen und verlassen dann die Callejoneada wieder, sofern man nicht von der Gesellschaft zum Weiterritt zu den nächsten Stationen eingeladen wird. So geschah es mir. Etwas komisch und ahnungslos aus der Wäsche gucken und mal fragen, wie das ganze funktioniert, schon erregte ich die Aufmerksamkeit einer jungen Dame. Ein wunderschönes Mädchen! Ich schätzte sie zwischen vierundzwanzig und sechsundzwanzig Jahren ein. Schnell kam ich mit ihr ins Gespräch und sie erklärte mir alles, über die Callejoneadas und die Traditionen in Zacatecas. Ihre Tante feierte ihren Geburtstag und ich erfuhr, dass das Mädchen gerade mal achtzehn Jahre alt ist. Gerne wollte sie nach der Callejoneada noch einige Bars mit mir besuchen, ihr Vater wollte sie aber nicht alleine lassen. Zu gross war die Angst, dass sie von dem Zetas Kartell entführt würde. So verliess ich die Callejoneada nach vielen Tequilas und einer weiteren Erfahrung eines Brauchtums aus Mexico.

Zacatecas war die letzte Station vor Guadalajara. Am Abend danach kam ich nach eineinhalb Monaten wieder in Guadalajara an. Vor meiner Abreise verbrachte ich dort einige Zeit mit Pedro und Marco. Marco, halb Deutscher, halb Australier, reiste zweieinhalb Jahre in der Welt herum und musste aus Geldmangel seine Reise abbrechen und arbeitet jetzt in der Schweiz, um in kurzer Zeit möglichst viel Geld zu machen um seine Reise fortzusetzen. Pedro verbrachte die Zeit meist in Guadalajara, vor allem, weil er hier ein Mädchen kennengelernt hat. Er wollte eigentlich seit längerem zurück nach Puerto Escondido. Sie war aber ein Grund, noch einige Zeit hier zu bleiben. Ich kam in Guadalajara an und wir haben geplant, noch eine Woche zu bleiben und dann zusammen nach Puerto Escondido zu gehen.

In Guadalajara fand in der letzten Woche eine Buchmesse statt, welche Pedro und ich ebenfalls besucht hatten. Da ich überhaupt nicht gerne Bücher lese, war ich wohl ein wenig am falschen Platz an dieser Messe. Die Messe war aber auch ein Grund, dass viele Hostelgäste wegen diesem Anlass im Hostel waren. So auch ein Mädchen aus dem Norden Mexicos. Sie war klein und ziemlich crazy. So reiste sie rund zwölf Stunden nur wegen dem einen Musikanten nach Guadalajara, um ein Buch von ihm zu signieren. Ihr Leben drehte sich nur um ihn, ein richtiges Groupie. Für mich kam dies etwas krankhaft vor, wenn man sein Leben nur nach einem Künstler richtet. Dennoch nahmen wir das Mädchen mit nach Tequila. Von diesem Ort kommt der bekannte Alkohol Tequila. Wir genossen eine Führung durch eine Fabrik und ich probierte einige Tequilas. Den Tequila hier habe ich sehr gerne, man kann ihn gut ohne Salz und Zitrone trinken. Ich habe mich über den Sierra Tequila informieren lassen. Diesen Tequila trinken wir in der Schweiz oft als Shot. Er löst bei einigen Menschen, vor allem wenn sie bereits etwas zu viel getrunken hatten, Brechreize aus. Mich nicht ausgenommen, muss ich ehrlich gesagt zugeben. Der Sierra Tequila kann man in Mexico für umgerechnet drei Franken kaufen und gilt hier als ungeniessbar. Niemand trinkt ihn hier. Warum er in die ganze Welt verkauft wird, kann niemand erklären. Da sei wohl die Menschheit selbst schuld, wenn sie sich mit einem solchen Fusel betrinken möchten, sagte mir der Verkäufer. Zurück zu dem Mädchen. Relativ schnell machte sie mir schöne Augen. So liess ich mir nicht entgehen, etwas mit ihr zu flirten. Vorsicht war geboten. Am Abend hatte ich ein erstes Treffen mit Erika. Wir kamen zurück nach Guadalajara. Das Groupie Girl machte sich rund zwei Stunden, richtig gehört, zwei Stunden, bereit für den Künstler. Sie war dennoch ziemlich traurig, als sie mir Bye sagen musste. Habe ich das erste Mal in ihrem Leben Gefühle geweckt, welche sie vorher nur für diesen Künstler hatte?!? Mir auf jeden Fall, war sie zu crazy...

Weekend in Tapalpa

Pedro wollte das letzte Wochenende unbedingt mit Melissa, seinem Mädchen verbringen und wollte, dass ich ihn mit einem anderen Mädchen begleite. Darum stellte er mir vergangene Woche Erika vor. Sie war sehr sympatisch und super cool. Sie reist auch gerne in der Welt herum. Mit ihr, Pedro und Melissa machte ich mich am Samstag auf den Weg auf ein gemeinsames Wochenende in Tapalpa, einem Pueblo magico, wie sie hier genannt werden. Ein sehr schöner Ort mitten in der Natur. Nach langer Suche bezogen wir dann ein sehr schöne Wohnung mit zwei Zimmern. Wir kochten in der eigenen Küche und genossen danach einen Fernsehabend vor dem Kaminfeuer, bevor wir uns in die Zimmer begaben. Pedro mit Melissa, ich mit Erika. Am nächsten Tag erkundeten wir das Dörfchen und seine Umgebung. Das Wochenende hat mir sehr gut gefallen und ich habe eine weitere gute Bekanntschaft geschlossen. Erika wird im Sommer für eine lange Zeit in Europa herumreisen und wir werden uns in der Schweiz wiedersehen.

In den nächsten Tagen werde ich mit Pedro nach Puerto Escondido reisen. Wir werden uns abwechseln, mit dem Pick-up zu fahren. Von Tapalpa zurück nach Guadalajara hatte ich die Hauptprobe mit dem Pick-up. Noch nie fuhr ich vorher in Mexico, geschweige denn mit einem solch grossen Fahrzeug. Es ist nicht einfach, hier zu fahren. Schlaglöcher und schlecht geteerte Strassen sind überall anzutreffen. Dazu kommen die vielen Fahrzeuglenker, welche teilweise sehr schlecht fahren. Sie sind auch ziemlich verrückt. Gefährliche Überholmanöver sieht mann immer wieder. Ich freue mich sehr, wieder einmal den Strand zu sehen. Es ist Dezember, in der Schweiz meist unter null Grad. Hier geniesse ich angenehme dreissig Grad. Weihnachten und Neujahr weiss ich noch nicht, wo ich diese verbringen werde. Das erste Mal in meinem Leben ohne meine Familie. Eine spezielle Situation. Vermutlich werde ich mit der Weihnachtsmannmütze, welche ich extra aus der Schweiz mitgenommen habe, irgendwo an einem Strand mit Backpackern feiern. Vielleicht noch in Mexico, vielleicht bereits in Centralamerika...