Montag, 6. August 2012

Alltag / Ein Tag mit Patricia


Alltag

Mit voller Vorfreude auf den nächsten Freitag sitze ich diesmal vor meinem Laptop und schreibe den nächsten Post in meinem Blog. Ich werde mit meinen Freunden aus Mexico nach Las Vegas fliegen. Dort werden wir rund eine Woche verbringen. Spass und lustige Erlebnisse sind garantiert. Danach werde ich mit meinen Freunden Andi Inderkum und Kusi Kuhn mit einem Mietauto im Westen der USA herumreisen und noch etwa zwei Wochen mit ihnen verbringen. Mit beiden habe ich bereits sehr gute Erfahrungen gemacht was Ferien anbelangt. Meine ersten Ferien ohne Eltern verbrachte ich mit Dominik und Andi. Diese Ferien bleiben mir sehr gut in Erinnerung. Auch später genossen wir zusammen mit anderen Kollegen und Kolleginnen Ferien in Rimini, Gran Canaria und vielen weiteren Destinationen. Auch mit Kusi habe ich Erfahrungen was Reisen anbelangt. Da denke ich vor allem an die Woche zurück in Dublin. Urs und ich besuchten ihn während seiner Studienzeit in Dublin und hatten eine tolle Zeit. Kusi's damalige Mitbewohnerinnen aus Spanien fragen sich wahrscheinlich noch heute ab dem Besuch aus der Schweiz.

In der letzten Woche kehrte eine Art Alltagsleben ein. Bere arbeitete viel und ich hatte viel Zeit für mich und hatte viel Zeit zum Nachdenken. Viele Stunden verbrachte ich in unserer Wohnung und lernte viel spanisch. Zusätzlich kam eine Art Hausmann-Instinkt in mir auf. Ich fegte den Boden, nahm ihn nass auf und putzte die Küche, alles begleitet von Wäsche machen. Apropos Wäsche machen, es ist bereits wieder soweit...

...schnell eine Wäsche gestartet und weiter gehts. Ich hoffe, dieses Mal muss ich nach dem Tumblern nicht noch die ganze Wäsche aufhängen. Letztes Mal hats irgendwie nicht funktioniert. Immerhin ging meine Wäsche nicht kaputt wie damals in Toronto. Es war meine erste Wäsche. Die Kleider eingeworfen stand ich vor einer grossen Auswahl von Waschmitteln. Ich verstand in meinen ersten Tagen noch nicht viel englisch und meine Wahl stiess darum nicht nur auf ein Waschmittel sondern auf alle. Von jeder Soap ein wenig in den Behälter und Start. Zwei Stunden später das Ergebnis. Jedes einzelne Kleidungsstück hatte nun jede Farbe und ich war am Boden zerstört. Vor allem die in der Woche vorher gekauften Tommy Hilfiger Kleidungsstücke waren nicht wieder zu erkennen. Naja, kann ja mal passieren dachte ich damals...es passierte zwei Wochen später ein zweites Mal. Seither bin ich aber sehr vertraut mit Wäsche waschen.

Ein Tag mit Patricia

Am Donnerstag hat Bere immer einen sehr strengen Tag. Bere wollte, dass ich sie begleite und dann bei ihrer Tante Patricia bleibe. Patricia nahm sich Zeit, um mit mir etwas mehr spanisch zu lernen, vor allem durch sprechen. Als wir in ihrem Haus ankamen, roch es bereits sehr gut aus ihrer Küche. Bereits jetzt musste ich all die Zutaten, welche in dem Gericht vorkamen, auswendig lernen. Erst dann wurde das Essen serviert. Da mein Magen bereits ziemlich knurrte, lernte ich die Zutaten erstaunlich schnell. Zuerst gab es einen Tomaten-, Gurken-, Blattsalat. Die Sauce bestand aus Limettensaft und Salz. Es ist nicht das erste Mal, dass es keine Salatsauce gibt. Ich als grosser Fan von Salatsaucen bin dann jeweils den Tränen nahe, wenn ich bemerken muss, dass es keine Salatsauce gibt. Als grosser Fan von Bruno's Salatsauce kommen dann eine Art Entzugsgefühle hoch. Ich kann dann all die Raucher gut verstehen, welche es nach einigen Versuchen nicht schaffen, damit aufzuhören.

Ich könnte schwören der zweite Gang war Kürbissuppe. Mein Spanischvokabular besass leider das Wort Kürbissuppe nicht. Mit Bezug zu Halloween und den Kürbisgesichtern versuchte ich zu erklären, welches Gemüse ich meinte, vergebens. So gab ich mich damit zufrieden dass es eine Suppe war mit einem Wort, welches ich nicht verstand. Hauptsache sie war lecker. Der dritte und somit zweitletzte Gang bestand aus einem umschwärmten Wort meiner Freunde und Freundinnen aus dem Holly...Suppenhuhn! Ein ganzes Huhn garte rund eins bis zwei Stunden in einer Suppe aus Avocadoblättern, Chilli und Tomatensaft. So wurde das Huhn äusserst saftig und es war sehr delikat. Den vierten Gang, das Dessert wurde ausgelassen. Unsere Bäuche waren so voll, dass wir auf das Dessert verzichteten. Bere musste bereits kurz nach dem Essen an die Arbeit, so waren Patricia und ich alleine.

Es folgten rund zwei Stunden Gespräche über Mexico, die Schweiz und vieles mehr. Das Sprechen ging immer besser und flüssiger. Dinge, die in einem Satz beendet gewesen wären musste ich so umschreiben, dass ich wieder fünf Minuten am sprechen war. Ein Thema war beispielsweise der Vergleich zwischen den Familien. Ich erzählte ihr, dass ich mit 21 Jahren in eine eigene Wohnung zog. Hattest du Streit mit deiner Familie? So kam bereits die erste Frage und ich verneinte und erklärte ihr die Situation mit meinem Job und der Tatsache, dass die Schweizer und Schweizerinnen früher ausziehen als sonst wo. In Mexico, habe ich erfahren, bleiben die Jungen so lange wie möglich zu Hause. Die Familie bleibt länger zusammen und es wird ein ernster Grund benötigt, das Zuhause zu verlassen wie zum Beispiel ein Freund oder eine Freundin oder ein Wechsel de Wohnorts aufgrund eines Jobs. Sollten die Jungen das Zuhause früher verlassen ohne Grund, ist es meist wegen Problemen mit den Eltern. Weitere Themen waren die Prostitution in den Strassen Mexicos verglichen mit anderen Ländern Mittelamerikas und Europa, die Armut in vielen Staaten Mexicos verglichen mit den Grossstädten, die Herzlichkeit der Mexicaner und Mexicanerinnen, die Probleme im Norden Mexicos aufgrund des Drogenkrieges und am Schluss das Thema Legalisierung der Drogen in Mexico. Sie erzählte mir, in den Strassen Mexicos wünschen sich viele Personen, dass die Drogen legalisiert werden. Nicht wegen des Wunsches nach legalem Kauf der Drogen sondern vor allem, dass der Drogenkrieg im Norden drastisch abnimmt. Ein Mehrteil der Bevölkerung wünsche sich eine Legalisierung. Alle Versuche gegen die Drogen seien gescheitert, man solle neue Wege einschlagen. In Holland sei dieses Projekt geglückt. Viele weitere Staaten Mittel- und Südamerikas überlegen sich ähnliches. Meine Meinung über eine Legalisierung ist gleich. Ich denke nicht, dass eine Legalisierung einen Mehrkonsum der Drogen in der Bevölkerung darstellt, sondern eher die Kriminalität senkt. Allerdings müsste die USA mitziehen, sonst wird es kein bisschen besser im Norden Mexicos.

Nach diesem Gespräch und vielen Fotos, welche mir Patricia gezeigt hat gingen wir in die Altstadt Azcapotzalcos. Dies ist der Name des Bezirks in welchem Patricia wohnt. Wir besuchten viele alte Gebäude und Museen. Patricia kaufte von einer Händlerin in den Strassen einige Keksen ab. Diese waren so trocken, dass ich dem Ersticken nahe war. Ich bemerkte nun, dass jeder Stadtteil dieser grossen Stadt eine Geschichte hat und eine Art Gemeinschaft ist von Personen, welche miteinander leben.

Was Patricia arbeitet, fand ich bis am Schluss nicht raus. Ich verstand es von ihr so, dass sie in der Welt herumreist und den Personen dort Spanisch lernt. Vor allem in Japan, China und Russland. Später erzählte mir aber Bere, dass sie noch nie in diesen Ländern war und dies gerne machen würde...Ich muss sie wohl das nächste Mal noch einmal fragen was sie genau arbeitet. So verging ein sehr lehrreicher Tag. Am Abend war ich ziemlich kaputt. Ein ganzer Tag spanisch sprechen macht ganz schön müde. Doch es half mir sehr. Ich sage mir auch immer, wenn ich am nächsten Tag erwache und der erste Gedanke in spanisch ist und mich erinnere, das ich in spanisch träumte, dann hab ichs geschafft. Von diesem Zeitpunkt geht es nur noch bergauf mit dem Lernen einer Sprache.

Das Wochenende verbrachte ich oft mit Bere, vor allem am Sonntag. Wir genossen die Zeit zusammen und erfuhren viel über unsere Vergangenheit. Mittels alten Fotos aus Ferien und Ausflügen ging dies sehr gut. Ich musste dabei sehr gut aufpassen, welche Fotos ich zeigte und doch bemerkte ich bei einigen Fotos ein Schmunzeln in Beres Gesicht. Ein Heiliger bin ich dann halt doch nicht...Aber ich möchte mich auch nicht anders zeigen, als ich bin. Ich liebe Partys, ich liebe feiern, ich liebe es auch mal die Sau rauszulassen und ich möchte, dass Bere weiss, auf welche Person sie sich einlässt. Wie es scheint, hat sie damit auch kein Problem und ich denke, sie mag meine Art, wie ich das Leben lebe. Zusätzlich habe ich nun herausgefunden, wie alt Bere ist. Sie hat mich gefragt, wie alt ich sie schätze. Ich war sehr aufgeregt in diesem Moment und ich sagte mir, egal welches Alter sie hat, ich habe sie so gerne, wie sie ist. Das Alter, welches ich vermutet hatte, stimmte überein, Volltreffer! Nun habe ich eine Sorge weniger und ich bin überhaupt nicht enttäuscht oder misslaunig sondern sehr glücklich und froh, dass dieses Geheimnis gelüftet ist. Das Alter von ihr werde ich aber aus Anstand nicht bekannt geben...Gentleman like!





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