Mittwoch, 29. April 2015

Rückblick Wintersaison / Notruf 144 in Adelboden

Die Zeit ist gekommen! Nächste Woche werde ich mich wieder einmal auf eine lange Reise begeben. Die Leserschaft darf sich wieder auf neue Abenteuer, neue Geschichten und neue, zum Schmunzeln anregende Erlebnisse freuen. Ich lasse mich zur Zeit auch noch überraschen, wohin die Reise mich wohl hinführen wird. Starten werde ich in Baar. Dann wird es per Anhalter Richtung Bern und Berner Oberland gehen, wo ich noch einmal meine Freunde von meiner Wintersaison besuchen werde. Dann geht es Richtung Frankreich und später Spanien, wo ich weitere Freunde besuchen möchte. Spanien liegt schon lange auf meiner Reiseliste. Nach einigen Wochen möchte ich Richtung Südamerika fliegen, Ziel zur Zeit noch unbekannt. Lassen wir uns überraschen...

Rückblick Wintersaison

Zuerst möchte ich aber noch einmal auf meine Zeit beim Iglu-Dorf und die Wintersaison zurück kommen. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Wenn man als Saisonnier arbeitet, kann man aus finanziellen Gründen nicht immer in den Ausgang gehen. Darum haben wir viele Nächte verbracht mit Pokern, Jassen (sogar die Deutschen können  jetzt jassen) und gemeinsamem kochen. Daneben hatten wir spezielle Abende wie zum Beispiel ein legendärer Guacamole Contest. Jeder musste eine Guacamole machen, welche dann von einer ausgewählten Juri bewertet wurde. Ziemlich witzig. Solche Abende bleiben mir besonders gut in Erinnerung, obwohl wir uns zwischendurch bei der Vermieterin für den Lärm entschuldigen mussten.

Notruf 144 in Adelboden

In die Geschichte ist vor allem ein Wochenende eingegangen. Old-School-Day in Adelboden. Bereits am Anfang der Saison hat mir mein Mitbewohner Niek von diesem legendären Tag erzählt. Dort musste ich unbedingt dabei sein. An dem Old-School-Day in Adelboden nehmen jedes Jahr zwischen hundertfünfzig und dreihundert Personen teil. Alle mit alter Skikleidung und teilweise alten Skis und Snowboards. So haben Niek und ich uns schon viele Tage vor diesem Event auf die Suche nach alten Skikleidern gemacht. Fündig wurden wir bei unserer Vermieterin, Marianne. Wir rüsteten uns mit Overalls aus den fünfziger Jahren inklusiv Stirnband und Gletscherbrille aus. Dazu eine passende Rasur. Mit den Kleidern und der Rasur sahen wir dreissig Jahre älter aus. Niek sah mit seinen Leggins und dem bunten Stirnband aus wie in den sechzigern hangen gebliebener Jugendlicher. Mich konnte man mit meinem speziellen Schnauz eher einem Zuhälter aus den sechzigern zuordnen. Der Tag kam und wir reisten gemeinsam nach Adelboden, schräge Blicke der anderen Zugpassagiere inklusive. Vom Busbahnhof gings direkt ins Alpenrose Pup, wo wir Nieks Freunde, die meisten aus Bern, trafen. Es floss reichlich Bier und Kafi Flämmli. Bereits am Tag der Anreise haben wir gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Übernachtet haben wir in einem Lagerhaus. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch keine Ahnung, dass ich am nächsten Tag ziemlich Mühe haben würde, dieses Lagerhaus wieder zu finden. Doch dazu später...

Leicht verkatert begaben wir uns alle am nächsten Tag in die Alpenrose. Dort trafen wir uns mit den restlichen Teilnehmern. Alle verkleidet. Alle mit Old-School Kleidern. So nahmen wir morgens um neun das erste Bier und das erste Flämmli zu uns. Leider regnete es wie aus strömen. Doch die Stimmung konnte uns an diesem Tag nichts vermiesen. Nachdem wir uns alle besammelt haben, begaben wir uns auf die Skipiste. Da der Himmel sich nicht öffnete und es bis zweitausend Meter über Meer regnete, begaben wir uns direkt in den GMP. Der GMP ist der Park, welcher sich in Adelboden befindet. Dort tanzten und feierten wir zu Oldies den ganzen Nachmittag. Mein Mitbewohner Niek hat an einem Contest noch den ersten Platz gemacht, unglaublich. So haben wir noch Champagner und Shots gewonnen. Ziemlich müde und betrunken trafen wir wieder in Adelboden ein. Die einen haben sich schon bald für die Rückkehr ins Lagerhaus entschieden. Zu dritt gingen wir noch in die Bernabar, der lokale Club in Adelboden. Da mir bewusst wurde, dass ich am nächsten Tag um sechs Uhr in der früh nach Saanenmöser zurück musste, um zu arbeiten, machte ich mich um etwa zwei Uhr auf den Heimweg. Es regnete immer noch. Durch den ganzen Alkoholkonsum während des Tages konnte ich mich weiss Gott nicht mehr erinnern, wo sich das Lagerhaus befand. Ich suchte und suchte. Halbe Stunde vergangen, Dreiviertelstunden vergangen, eine Stunde vergangen. Ich, pflotschnass, verloren auf den Strassen Adelbodens. Ziemlich nass und durchfroren, ohne jeglichen telefonischen Kontakt zu meinen Freunden, hatte plötzlich eine superschlaue Idee. Auf eine solche Idee kann wohl nur ich kommen. Ich dachte, wenn niemand mehr helfen kann, hilft nur noch Notruf 144. Ich nahm mein Telefon hervor und wählte die Nummer. "Notruf 144, wie kann ich ihnen helfen?", klang es aus dem Telefon..."Hallo, hier ist der Marc...ääääähmm jaaa ich bin in Adelboden und finde mein Lagerhaus nicht mehr", antwortete ich. "Entschuldigung, diese Nummer ist nur für Notfälle", antwortete die Person am anderen Ende mit einem lachen. "Sorry aber ääähm, dies ist ein Notfall, ich finde mein Lagerhaus nicht mehr", lallte ich ins Telefon. Die Person des Notrufs machte mir nochmals bewusst, dass dies kein Notfall sei und er das Telefonat beenden muss. "Ja gut, ich verstehe, dann werde ich mich mal in den Schnee legen und im Schnee schlafen, bis der erste Bus fährt, Adeee", sagte ich als Abschluss. Dann wurde die Person hellhörig, "ouuuu nein, bitte nicht, ich denke jetzt handelt es sich um einen Notfall." Die nette Person vom Notruf 144 half mir via GPS, mein Lagerhaus zu finden. Ich war ihm unheimlich dankbar und konnte Heil am nächsten Morgen aufwachen und mich auf den Weg nach Saanenmöser machen. Wieder einmal gut gegangen. Es würde mich sehr Wunder nehmen, was diese Person wohl in seinen Rapport geschrieben hatte...

Im Iglu bleiben mir die supertollen Guidenächte in Erinnerung. Jedes mal super Nächte. Auch die Tage an der Bar waren genial, sowie der Auf- und Abbau.  Dazu habe ich das Skifahren sehr verbessert, vor allem Off-Pist und im Park...Wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages noch zum Profi...Ich werde auf jeden Fall wieder eine Saison im Iglu-Dorf Gstaad machen. Vielen Dank auch an die Personen vom "Unterland", Eti und Ryan, Domi und Andi, meine Familie und Sändy, welche mich im Berner Oberland besucht haben. Dies habe ich sehr geschätzt. Ebenfalls geschätzt habe ich den schönen Empfang meiner Freunde und Freundinnen aus Bremgarten. Nächste Saison werde ich auf jeden Fall bestimmt wieder in den Bergen sein und noch einmal eine Saison beim Iglu-Dorf in Gstaad machen. Das Skifahren wurde zur Passion. Beim Arbeiten im Iglu war ich das erste Mal richtig glücklich bei der Arbeit. Zudem habe ich viele neue Freunde, welche ebenfalls beim Iglu oder als Skilehrer gearbeitet haben. Ich kann eine Wintersaison jeder Person empfehlen, welche eine neue Herausforderung sucht und unglücklich bei seiner derzeitigen Arbeit ist. Ich habe den Schritt gewagt und dabei einen super Winter erlebt!