Dienstag, 25. September 2012

Villahermosa / San Cristobal de las casas

Wochende in Villahermosa

Es weht ein kühler Wind auf der Veranda des Hostels, in dem ich mich einquartiert habe. Ich befinde mich zur Zeit in San Cristobal de las casas. Diese Stadt liegt rund 2100 Meter über Meer. Dementsprechend ist es kühl. Die kurzen Hosen welche ich heute Morgen angezogen habe, werde ich in den nächsten Minuten wechseln. Es ist definitiv zu kühl. San Cristobal de las casas ist mitten in Chiapas, einem Staat, welcher vor allem in den Hochgebirgen von den Mayas bewohnt wird. Es gibt in den Gebieten Chiapas auch noch viele Zapatistas, welche sich gegen die Regierung und die Modernisierung auflehnen. Das Städtchen ist berühmt für seine vielen Cafés und Bars. In den engen Gassen reihen sie sich aneinander. Wo es viele Touristen hat, hat es auch viele Hostels. Ich befinde mich nun in einem solchen. Die Stimmung in den Hostels ist meist super. Alle Personen sind sehr offen, erzählen von sich und man hat Spass.

Ich gehe nun aber noch einmal zurück zu der Zeit, welche ich mit Armando verbracht habe. Nach Ciudad del Carmen reisten wir nach einem Haifischgericht nach Villahermosa. Richtig gehört, Haifischgericht. Die Liste mit ungewöhnlichen Speisen wird immer grösser. Ich probiere sehr viele neue Dinge. Meist ohne irgendwelche folgen, manchmal mit einem komischen Magen am nächsten Tag. Mit einem Tablettchen ist dieses Problem jedoch schnell beseitigt. In Mexico nach dem Unabhängigkeitstag oder besser gesagt Nacht gingen wir anschliessend Tacos essen, alle ziemlich betrunken. Man sagte mir erst am nächsten Tag als ich den Geschmack der Tacos immer noch im Mund hatte, dass es Tacos mit Eingeweide waren. Oh Gott, Eingeweide, nur schon das Wort. Aber ich habs gegessen und war eine Erfahrung reicher. In Ciudad del Carmen ass ich zudem viele verschiedene Fische. Leider kann ich mich nicht mehr an die Namen der Fische erinnern. Es waren aber die besten Fische, die ich je gegessen habe. In der Schweiz würde man fünf bis zehnmal mehr bezahlen für das gleiche Gericht. Fische und Meeresfrüchte esse ich jedoch nur an Orten, die nahe an Gewässern sind.

In Villahermosa schluf ich in der ersten Nacht in einem billigen Hotel, rund acht Franken war die Nacht dort. In der Wohnung von Armando und seiner Frau Karen gab es kein Wasser und kein Strom, darum verbrachte ich die Nacht in diesem Hotel. Noch nie schlief ich in einem Hotel mit diesen Zuständen. Das Bett schlechter als schlecht, die Dusche bestand aus einem Schlauch welcher mit Pilz bewachsen war, das Klo ohne Klobrille und ohne Papier und dies alles zusammen in einem Bad von rund zwei Quadratmetern. Der Lärm der Strasse, die Moskitos und das unangenehme Gefühl, nicht sicher zu sein, raubten mir den Schlaf. Den Tag darauf verbrachte ich dann mit Karen und Armando. Sie erledigten viele Dinge, welche man so erledigen muss am Wochenende, wenn man verheiratet ist. Einkaufen, waschen und vieles mehr. Zudem war Armandos Geburstag. Dies erfuhr ich jedoch erst am Abend, als wir in dem Zuhause der Eltern Karens feierten. Einige Cousins und Cousinen und Freundinnen von Karen erschienen zu der Party. Als die eine Freundin von Karen eintraf, rutschte mir doch glatt der Kiefer runter. Noch selten sah ich eine so bildhübsche Person. Bis am Morgen um vier Uhr feierten wir. Ich sass bei einem vierzigjährigen Familienvater und einem Cousin von Karen. Zuerst kamen mir beide relativ steif rein. Nach einer Flasche Whiskey und zwei Flaschen Rum hatten wir es aber wahnsinnig lustig. Wir lachten sehr viel und Sprachen über Gott und die Welt.

San Cristobal de las casas

Nach dem Wochenende folgte die Reise nach San Cristobal de las casas. Morgens um fünf erreichte ich den Ort. Eine sehr gute Zeit um an einem Ort anzukommen. Glücklicherweise traf ich Rassan. Rassan war in der selben Situation wie ich und wusste nicht, was er tun sollte. Er ist Marokkaner, wohnt aber seit langer Zeit in Kanada. Mit ihm verbrachte ich den ganzen Tag. Er war rund eine Woche in Playa del Carmen und reist jetzt mit dem Bus nach Queretaro, wo er ein Mädchen treffen möchte, welches er in Playa del Carmen kennenlernte. Er sagte mir, er sei ein Muslim, aber einer, der sich nicht an die Regeln halte. Mädchen, Alkohol und Party, welche der Glaube eigentlich nicht gerne sieht, geniesse er trotzdem in vollen Zügen. Um acht Uhr fuhren wir gemeinsam nach San Juan Chamula. Natürlich mit den einheimischen Verkehrsmitteln. Ich gewöhnte mir an, nicht die teuren Touristenverkehsmittel zu benützen sondern immer Alternativen der einheimischen Bevölkerung zu nutzen. So sassen wir mit rund achtzehn weiteren Personen in einem VW-Bus, was noch ziemlich lustig war und vor allem spotbillig. In San Juan wurden wir um halb neun von einem Feuerwerk begrüsst. Keine Ahnung warum man um halb neun Feuerwerk abschiesst. Später fragte ich einige Personen um den Grund. Nicht ganz einfach, denn viele sprechen kein spanisch sondern nur die Sprache der Maya. Die indogenen Völker weigern sich, spanisch zu sprechen. Ein alter Herr erklärte mir aber, dass ein spezieller Tag eines Herrn Christus sei, welcher speziell verehrt wird, eine Art Schutzpatron. Er solle hören, dass er gefeiert wird, darum die Böller um halb neun. Jesus Christus und die Religion haben einen hohen Stellenwert bei diesem Volk. Kein Auto ohne grosse Aufkleber "Christus fährt mit", "gelobt sei Christus", "Christus mit uns", usw. Die Kirche voll mit Kerzen und betenden Menschen. Überall Jesuskreuze. In den Strassen viele Kinder und viele junge, sehr junge Mütter. Die Aufklärung hat dieses heilige Dorf wohl noch nicht erreicht. Verhütung wohl ein Fremdwort. Sehr gerne würde ich mal in den Strassen eines solchen Dorfes anhand einer Gurke zeigen, wie man ein Kondom benützt. Die Reaktionen wären sicher erstaunlich. Rassan führte seine Reise am Abend weiter. Ich genoss noch einige Biere in einer Hippie-Bar. Immer wieder lustig, mal eine etwas andere Bar zu besuchen.

Inzwischen ist der Himmel voll mit schwarzen Wolken. Ich vermute, es beginnt in den nächsten Minuten zu regnen. Ich werde wohl noch eine Nacht hier verbringen und dann zurück in die Wärme gehen. Ich muss sagen, mir gefällt diese Art zu reisen. Ohne Plan von Ort zu Ort gehen und neue Leute kennenlernen.









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