Montag, 6. Juli 2015

Auf Entdeckungstour in Lissabon

Auf Entdeckungstour in Lissabon

Lissabon wollte ich unbedingt auf eigene Faust entdecken. Ich wollte den Vibe der Stadt fühlen, wollte wissen, wie die Stadt tickt, was die Stadt so speziell macht. Zudem wollte ich herausfinden, wie der Dosenfisch, den wir in unserem Supermarkt kaufen, den Weg von Portugal in die Schweiz macht und wieso er trotz sogenanntem Dosenfutter als Delikatesse gilt. All meine Fragen wurden beantwortet, indem ich der Sache gründlich nachging...

Ich kam an einem Sonntag Nachmittag an. Das Metrosystem in Lissabon ist sehr einfach zu verstehen. Bei Fragen sind die Einheimischen immer hilfsbereit. So kam ich im Hostel an und machte mich gleich auf Entdeckungstour. Kaum das Hostel verlassen, hörte ich Musik. Ich folgte der Musik und landete in einer Nebengasse. Zwei DJs und eine Liveband unterhielten die Gäste mit fröhlicher lateinamerikanischer Musik. Die Menge tanzte, trank Bier und genoss frische Sardinen. Die Stimmung war super, bis die Polizei das möglicherweise unbewilligte Fest um 23.30 Uhr beendete. Die Menge dankte den Polizisten mit lautem klatschen. Die lieben Ordnungshüter sind wohl überall die gleichen. Statt die wirklichen Probleme anzugehen, lösen sie friedliche Partys auf oder beschäftigen sich mit Bussen verteilen.

Am nächsten Tag wusste ich zunächst noch nicht, wie ich die Stadt auf spezielle Weise erkunden sollte. So fuhr ich mit dem berühmten achtundzwanziger Tram ans Ende der Strecke und stieg im Mercado de Ubrique aus. Dort angekommen genoss ich einen frischen Thun- Lachssalat. Selten so etwas leckeres gegessen. Dann folgte ich der Tramstrecke bis ans andere Ende der Stadt, dem Fado-Viertel. Dazwischen hatte ich ein super Gespräch mit einem älteren Herrn. Er erzählte mir, dass viele ältere Menschen noch sehr fit sind, weil sie viel laufen müssen, um ihre Häuser zu erreichen. Lissabon ist an Hügeln gebaut. So läuft man den ganzen Tag lang rauf und runter. Bei fünfunddreissig Grad sehr schweisstreibend. Dies erklärt wahrscheinlich auch die guten Figuren der Frauen. Die Frauen brauchen keine Poübungen zu machen, um einen knackigen Hintern zu haben.

Am Abend lernte ich zwei Kolumbianer und zwei Mexicaner im Hostel kennen. Mit ihnen besuchten wir zuerst das Fado-Viertel. Bei einem Fado setzt man sich in ein Restaurant, isst was, trinkt was und geniesst die ruhige und langsame Musik der Musikanten. Oft sind es melancholische, portugiesische Texte, welche gesungen werden. Man folgt der Musik und geniesst das Abendessen. Danach besuchten wir das Party Viertel Barrio Alto. Dort gibts Bier für ungefähr einen Euro. Sehr gerne besucht von Studenten und Touristen. Selbst an einem Dienstag ist dort sehr viel los.

Am nächsten Tag besuchte ich mit den beiden Mexicanern Sintra und Cascais. Sintra ist eine uralte Stadt mit Schlössern und Burgen. Sehr schön, aber sehr sehr touristisch. Für jedes Ding bezahlt man hohe Eintrittspreise und es wimmelt nur so von Touristen. Danach gingen wir nach Cascais, dem eigentlichen Strand von Lissabon. Dort verkehren vor allem Studenten und Studentinnen. Eine schöner als die andere. Es geht vor allem darum, um sich zur Schau zu stellen, ohne Hemmungen. So tragen die meisten jungen Frauen einen brasilianischen Tanga-Bikini. Man kommt nicht daran vorbei, einige Blicke darauf zu werfen. Dies merkte man den meisten männlichen Strandbesuchern an. Ich fühlte  mich dabei ein wenig wie ein Spanner. Doch sind wir das nicht alle manchmal?!?

An meinem letzten Tag ging ich wieder alleine auf Entdeckungstour. Erster Halt war ein Vertrieb von Dosensardinen-, mackrelen-, und Thun. Man konnte sich durch das Sortiment probieren und dabei lesen, von wo sie sind und wie sie hergestellt werden. Ich kam mit dem Händler ins Gespräch. Dabei erklärte er mir die Prozesse genau und erzählte mir einige historische Geschichten. Der Besuch war sehr interessant. Kurz darauf fand ich einen Händler mit getrocknetem Dorsch. Schon lange wollte ich diesen probieren. Im Supermarkt sah der immer so lecker aus. Ich kaufte zwei Stück davon. Der Händler sagte mir, sollte ich dies so essen, müsse ich mindesten zehn Bier trinken. Ich verstand zunächst nicht, was er damit meinte. Doch als ich den Fisch später probierte, wusste ich was er damit meinte. Der getrocknete Fisch ist extrem salzig und hat einen penetranten Fischgeruch. Vermutlich, weil er roh in Salz an der Sonne getrocknet wird. Später in Peniche erklärte mir jemand, dass man den Fisch eigentlich drei Tage in Wasser einlegt, bevor man ihn grilliert. Roh essen ihn nur alte Leute. In den siebziger  Jahren gab es eine Art Bürgerkrieg, in dem man knapp mit  Esswaren war. Darum ass man den Fisch roh...viele alte Leute essen ihn darum immer noch roh. Später besuchte ich den Stadtteil Belem, wo ich dem Pastais de Belem nachging. Ein portugiesisches Dessert, welches aus diesem Stadtteil kommt. In diesem Stadtteil am Hafen sah ich einigen Fischern zu. Ich wunderte mich, warum diese Handgrosse Steine neben sich hatten und fragte einen der Fischer. Er erklärte mir, dass oft Touristenboote dem Dock näherten und die Fische verscheuchten. So geschah es. Ein Boot näherte sich und der Fischer schrie portugiesische Fluchwörter und beschoss das Boot mit Steinen. Sehr unterhaltsam.

Lissabon werde ich bestimmt wieder besuchen. Die vielen verschiedenen Viertel, das Nachtleben, der Vibe und das Essen  machen die Stadt zu etwas ganz besonderem. Immer mehr merke ich, dass ich älter werde. Ich versuche immer mehr und mehr dem Touristentrouble aus dem Weg zu kommen und orientiere mich wesentlichem wie den Essensspezialitäten, dem Vibe der Stadt und interessanten Gesprächen mit Einheimischen. Geschichten, das Essen und der Hintergrund einer Stadt rücken immer mehr in den Vordergrund. Ich denke, dies ist ein gutes Zeichen für weitere interessante Reisen.

Ich habe immer noch eine Pflicht zu erfüllen. Väterchen Staat ruft. Da ich dem Militär den Rücken gekehrt habe, muss ich nun einen Zivildiensteinsatz machen. Die Zeit wird langsam knapp. Darum werde ich wohl meine Reise im August abbrechen, und in die Schweiz zurückkehren. Ich möchte den Sch*** langsam hinter mir haben. So werde ich es vermutlich in diesem Jahr nicht mehr nach Übersee schaffen. Darum geniesse ich jetzt meine letzten Wochen in Portugal und Nordspanien.






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