Verrückter Stau
Bereits als Kind habe ich mich bei langen Auto- oder
Busfahrten gelangweilt und dies auch mit Knurren und Murren mitgeteilt. Meine
Mutter sagte mir stets, ich solle Autos oder zum Beispiel Weihnachtsbäume
zählen oder einfach ruhig sein und rausschauen. Rausschauen, genau das habe ich
die letzten drei Tage gemacht. Seit drei Tagen nun verbringe ich die Zeit meist
in Bussen. Die Rückreise hat in Mazatenango angefangen. Nun, rund dreissig
Busfahrstunden später befinde ich mich in Cancun, Mexico. Hätte ich mein
I-phone noch, mit all meiner Musik und Unterhaltungsmöglichkeiten, wäre alles
halb so langweilig gewesen. Dieses habe ich entweder verloren oder, was ich
ziemlich fest vermute, wurde es gestohlen. Der vermeintliche Dieb hat mir immer
noch nicht zurückgeschrieben, ob er mein I-phone gesehen hat. Man kann sich
manchmal sehr fest in Personen täuschen. Während meiner Abreise von Mazatenango
und meinem letzten Blog habe ich noch einiges erlebt. Es waren lustige Zeiten
mit neuen Erlebnissen und dem Highlight, dem Wiedersehen von Alma, aber auch
ziemlich traurige wie beispielsweise das Buchen des Rückflugs und der Abschied
nach einer Woche von ihr.
Yoav und ich haben uns in El Tunco nach langer gemeinsamer
Reisezeit getrennt. Ich werde ihn bestimmt wiedersehen. Entweder in Israel oder
dann bei einer nächsten Reise. Unsere Interessen beim Reisen sind ziemlich
ähnlich, darum kann es gut sein, dass ich wieder einmal mit ihm reisen werde.
Kolumbien oder Venezuela könnten ein nächstes Ziel sein. Mit Sandy ging ich
dann per Autostopp weiter nach Esquintla, Guatemala. Sandy’s Ziel war Antigua,
mein Ziel Mazatenango. So verabschiedete ich mich auch von ihr. In Esquintla
nahm ich im Bus nach Mazatenango Platz. Die Fahrt war nicht lange und der
Chauffeur teilte uns mit, wir sollen uns festhalten, es werde allenfalls etwas
brenzlig. Ich traute meinen Augen kaum. Da war auf unserer Spur Stau und der
Typ am Steuer wusste nichts Gescheiteres als die Gegenfahrbahn zu nehmen. Als Geisterfahrer wichen wir all den
Entgegenkommenden Fahrzeugen aus bis uns ein Polizeiauto anhielt. Doch der Spuk
hörte nicht auf. Der Chauffeur meinte, wir sollen ihm einige Dinge anwerfen. So
flogen Orangen, Limonen und alles mögliche in Richtung Polizist. Als dann aber
eine zehnmannstarke Truppe der Polizei eintraf, musste der Chauffeur die Fahrt
Rückwärts ans Ende des Staus nehmen. Der Stau bewegte sich keinen Meter. So
entschied ich mich, den Rest nach Mazatenango zu marschieren…Was für eine doofe
Entscheidung, da es bereits schon dunkel war. Dies bemerkte ich nach einigen
Minuten an den Blicken von irgendwelchen struben Personen oder eventuell
Dieben, welche mich verfolgten. Plötzlich hörte ich eine Stimme „Vos que putas,
Maaaaarc“. Ich sah eine Kollegin und einen Kollegen, welche ich aus Mazatenango
kenne. Was für ein Zufall, ich war gerettet. Ich konnte den restlichen Weg mit
ihnen fortsetzen. Die rund 15 km Strecke bezwangen wir in rund sieben Stunden.
So einen Stau habe ich noch nie gesehen. Da gab es einen Fahrstreifen in die eine
Richtung und einen in die andere Richtung. Da wir uns aber auf der
meistbefahrenen Strecke befanden, gab es sehr viele grosse Trucks. Die konnten
den Weg nicht sehr schnell bestreiten. So gab es immer wieder Lücken. Es gab
immer Personen, welche in diesen Lücken überholen wollten, so gab es ein
ziemliches Chaos. Teilweise bewegten wir uns keinen Meter mehr für rund eine
Stunde. Um zwei Uhr in der Nacht erreichte ich Mazatenango und konnte Alma
endlich in die Arme nehmen. Wir waren beide überglücklich. Es war ein
wunderschönes Gefühl, wieder bei ihr zu sein.
Es folgten weitere schöne Tage mit Alma und ein ziemlich
verrücktes Wochenende. Mit einer Gruppe Freunden und ein paar, die ich nicht
kannte, machten wir uns auf an den Strand genannt Champerico. Zwei der Jungs,
die ich nicht kannte, erschienen mit Pistolen. Es ist in Guatemala normal, dass
die Leute teilweise mit Pistolen herumlaufen. Die meisten von ihnen sind
Narcos. So auch die beiden Jungs. Sie gehörten auch zu diesen sogenannten
Narcos, waren aber ziemlich freundlich. Dennoch war ich vorsichtig. In der
späteren Nacht packte ich trotzdem den Mut zusammen um zu fragen, ob ich einige
Schüsse abfeuern kann. Sie willigten ein und wir schossen ein wenig in den
Wald. Weiteres Top-Highlight! Ich habe schon oft im Militär geschossen, aber
mit einer Pistole von vermeintlichen Narcos, das erlebt wohl nicht jeder…
Die Tage vergingen und mein Geld wurde knapper. Um etwas
Geld zu sparen, konnte ich in der Wohnung eines Freundes schlafen. Seine Mutter
hat jeweils gekocht. Mit ihr habe ich viel über die verschiedenen Länder und
Kulturen ausgetauscht. Sie war ziemlich liebherzig. An einem Morgen kochte ich
eine Rösti. Dies habe ich immer versprochen. Leider gelang mir diese nicht so,
wie ich wollte. Das Küchengerät war ziemlich schlecht und der Kochherd uneben
und ölig. Die Rösti gelang mir nicht so, wie sie mir in der Schweiz jeweils
gelingt. Zusätzlich war der Küchenboden später voll mit Kaffee und Öl. Die Pfanne mit
Kaffee ist mir beim Versuch die Rösti zu kehren auf den Boden gefallen. Shit
happens! Sie hatten trotzdem Freude und genossen meine Rösti.
Der Tag kam, an dem ich Alma mitteilen musste, dass ich nach
Hause gehe. Sie war sehr traurig. Sie war nicht die einzige. Ich war es auch.
Wir haben uns aber gegenseitig versprochen, alles zu tun um uns wieder zu
sehen. Sie möchte sehr schnell in die Schweiz kommen. Wenn ich zu Hause bin,
werde ich mich erkundigen, wie es möglich ist, dass sie in die Schweiz kommen
kann. Die gemeinsame Zukunft steht also noch in den Sternen. Ich werde die
nächsten Tage und Wochen bestimmen lassen, was aus uns geschieht. Ich möchte
eigentlich sehr gerne wieder lange Reisen gehen, dennoch aber auch mit ihr
sein. Mal sehen, wie die ganze Geschichte endet oder weitergeht…
So bestieg ich den Bus nach Guatemala City und wollte
bereits etwas Musik hören. Zehn Mal habe ich meinen Rucksack durchschaut. Mein
I-Phone war aber unauffindbar. Ich war mir zu 99% sicher, das Telefon ins
Aussenfach gesteckt zu haben. Nur eine Person wusste, dass es dort war. Dies
war mein Freund, bei dem ich in den letzten Tagen schlafen konnte. Ich hoffe
sehr, dass ich das Phone nur verloren habe und er es mir nicht gestohlen hat.
Die Fahrt war lange! Ich war glücklich, zwischendurch einige interessante
Menschen kennengelernt zu haben. Mit ihnen konnte ich einige Worte und
Erfahrungen austauschen. Es war teilweise ziemlich interessant. Nun bin ich in
Cancun angekommen. In einer Stunde verlässt der Flieger Mexico nach Frankfurt.
Fast neun Monate bin ich nun gereist. Es waren neun super Monate! Beim nächsten
Blog werde ich die ganze Reise noch einmal etwas aufarbeiten und mich noch
einmal in die letzten Erlebnisse zurückdenken…Was sicher ist, I HAD THE BEST
TIME OF MY LIFE!!!
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