Freitag, 22. März 2013

Verrückter Stau / Lange Heimreise


Verrückter Stau

Bereits als Kind habe ich mich bei langen Auto- oder Busfahrten gelangweilt und dies auch mit Knurren und Murren mitgeteilt. Meine Mutter sagte mir stets, ich solle Autos oder zum Beispiel Weihnachtsbäume zählen oder einfach ruhig sein und rausschauen. Rausschauen, genau das habe ich die letzten drei Tage gemacht. Seit drei Tagen nun verbringe ich die Zeit meist in Bussen. Die Rückreise hat in Mazatenango angefangen. Nun, rund dreissig Busfahrstunden später befinde ich mich in Cancun, Mexico. Hätte ich mein I-phone noch, mit all meiner Musik und Unterhaltungsmöglichkeiten, wäre alles halb so langweilig gewesen. Dieses habe ich entweder verloren oder, was ich ziemlich fest vermute, wurde es gestohlen. Der vermeintliche Dieb hat mir immer noch nicht zurückgeschrieben, ob er mein I-phone gesehen hat. Man kann sich manchmal sehr fest in Personen täuschen. Während meiner Abreise von Mazatenango und meinem letzten Blog habe ich noch einiges erlebt. Es waren lustige Zeiten mit neuen Erlebnissen und dem Highlight, dem Wiedersehen von Alma, aber auch ziemlich traurige wie beispielsweise das Buchen des Rückflugs und der Abschied nach einer Woche von ihr.

Yoav und ich haben uns in El Tunco nach langer gemeinsamer Reisezeit getrennt. Ich werde ihn bestimmt wiedersehen. Entweder in Israel oder dann bei einer nächsten Reise. Unsere Interessen beim Reisen sind ziemlich ähnlich, darum kann es gut sein, dass ich wieder einmal mit ihm reisen werde. Kolumbien oder Venezuela könnten ein nächstes Ziel sein. Mit Sandy ging ich dann per Autostopp weiter nach Esquintla, Guatemala. Sandy’s Ziel war Antigua, mein Ziel Mazatenango. So verabschiedete ich mich auch von ihr. In Esquintla nahm ich im Bus nach Mazatenango Platz. Die Fahrt war nicht lange und der Chauffeur teilte uns mit, wir sollen uns festhalten, es werde allenfalls etwas brenzlig. Ich traute meinen Augen kaum. Da war auf unserer Spur Stau und der Typ am Steuer wusste nichts Gescheiteres als die Gegenfahrbahn zu  nehmen. Als Geisterfahrer wichen wir all den Entgegenkommenden Fahrzeugen aus bis uns ein Polizeiauto anhielt. Doch der Spuk hörte nicht auf. Der Chauffeur meinte, wir sollen ihm einige Dinge anwerfen. So flogen Orangen, Limonen und alles mögliche in Richtung Polizist. Als dann aber eine zehnmannstarke Truppe der Polizei eintraf, musste der Chauffeur die Fahrt Rückwärts ans Ende des Staus nehmen. Der Stau bewegte sich keinen Meter. So entschied ich mich, den Rest nach Mazatenango zu marschieren…Was für eine doofe Entscheidung, da es bereits schon dunkel war. Dies bemerkte ich nach einigen Minuten an den Blicken von irgendwelchen struben Personen oder eventuell Dieben, welche mich verfolgten. Plötzlich hörte ich eine Stimme „Vos que putas, Maaaaarc“. Ich sah eine Kollegin und einen Kollegen, welche ich aus Mazatenango kenne. Was für ein Zufall, ich war gerettet. Ich konnte den restlichen Weg mit ihnen fortsetzen. Die rund 15 km Strecke bezwangen wir in rund sieben Stunden. So einen Stau habe ich noch nie gesehen. Da gab es einen Fahrstreifen in die eine Richtung und einen in die andere Richtung. Da wir uns aber auf der meistbefahrenen Strecke befanden, gab es sehr viele grosse Trucks. Die konnten den Weg nicht sehr schnell bestreiten. So gab es immer wieder Lücken. Es gab immer Personen, welche in diesen Lücken überholen wollten, so gab es ein ziemliches Chaos. Teilweise bewegten wir uns keinen Meter mehr für rund eine Stunde. Um zwei Uhr in der Nacht erreichte ich Mazatenango und konnte Alma endlich in die Arme nehmen. Wir waren beide überglücklich. Es war ein wunderschönes Gefühl, wieder bei ihr zu sein.

Lange Heimreise

Es folgten weitere schöne Tage mit Alma und ein ziemlich verrücktes Wochenende. Mit einer Gruppe Freunden und ein paar, die ich nicht kannte, machten wir uns auf an den Strand genannt Champerico. Zwei der Jungs, die ich nicht kannte, erschienen mit Pistolen. Es ist in Guatemala normal, dass die Leute teilweise mit Pistolen herumlaufen. Die meisten von ihnen sind Narcos. So auch die beiden Jungs. Sie gehörten auch zu diesen sogenannten Narcos, waren aber ziemlich freundlich. Dennoch war ich vorsichtig. In der späteren Nacht packte ich trotzdem den Mut zusammen um zu fragen, ob ich einige Schüsse abfeuern kann. Sie willigten ein und wir schossen ein wenig in den Wald. Weiteres Top-Highlight! Ich habe schon oft im Militär geschossen, aber mit einer Pistole von vermeintlichen Narcos, das erlebt wohl nicht jeder…

Die Tage vergingen und mein Geld wurde knapper. Um etwas Geld zu sparen, konnte ich in der Wohnung eines Freundes schlafen. Seine Mutter hat jeweils gekocht. Mit ihr habe ich viel über die verschiedenen Länder und Kulturen ausgetauscht. Sie war ziemlich liebherzig. An einem Morgen kochte ich eine Rösti. Dies habe ich immer versprochen. Leider gelang mir diese nicht so, wie ich wollte. Das Küchengerät war ziemlich schlecht und der Kochherd uneben und ölig. Die Rösti gelang mir nicht so, wie sie mir in der Schweiz jeweils gelingt. Zusätzlich war der Küchenboden später voll mit Kaffee und Öl. Die Pfanne mit Kaffee ist mir beim Versuch die Rösti zu kehren auf den Boden gefallen. Shit happens! Sie hatten trotzdem Freude und genossen meine Rösti.


Der Tag kam, an dem ich Alma mitteilen musste, dass ich nach Hause gehe. Sie war sehr traurig. Sie war nicht die einzige. Ich war es auch. Wir haben uns aber gegenseitig versprochen, alles zu tun um uns wieder zu sehen. Sie möchte sehr schnell in die Schweiz kommen. Wenn ich zu Hause bin, werde ich mich erkundigen, wie es möglich ist, dass sie in die Schweiz kommen kann. Die gemeinsame Zukunft steht also noch in den Sternen. Ich werde die nächsten Tage und Wochen bestimmen lassen, was aus uns geschieht. Ich möchte eigentlich sehr gerne wieder lange Reisen gehen, dennoch aber auch mit ihr sein. Mal sehen, wie die ganze Geschichte endet oder weitergeht…

So bestieg ich den Bus nach Guatemala City und wollte bereits etwas Musik hören. Zehn Mal habe ich meinen Rucksack durchschaut. Mein I-Phone war aber unauffindbar. Ich war mir zu 99% sicher, das Telefon ins Aussenfach gesteckt zu haben. Nur eine Person wusste, dass es dort war. Dies war mein Freund, bei dem ich in den letzten Tagen schlafen konnte. Ich hoffe sehr, dass ich das Phone nur verloren habe und er es mir nicht gestohlen hat. Die Fahrt war lange! Ich war glücklich, zwischendurch einige interessante Menschen kennengelernt zu haben. Mit ihnen konnte ich einige Worte und Erfahrungen austauschen. Es war teilweise ziemlich interessant. Nun bin ich in Cancun angekommen. In einer Stunde verlässt der Flieger Mexico nach Frankfurt. Fast neun Monate bin ich nun gereist. Es waren neun super Monate! Beim nächsten Blog werde ich die ganze Reise noch einmal etwas aufarbeiten und mich noch einmal in die letzten Erlebnisse zurückdenken…Was sicher ist, I HAD THE BEST TIME OF MY LIFE!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen