Unerwartetes Ende meiner Reise
Ich befinde ich in den schlimmsten Tagen meiner inzwischen
achtmonatigen Reise. Die letzten Tage meines grossen Abenteuers kommen näher.
Langsam beginne ich zu realisieren, dass ich mich um die Heimreise kümmern
muss. Ich hatte viele Ziele! Zuerst wollte ich rund ein Jahr in einem kleinen
Hotel in Costa Rica verbringen. Daraus wurden jedoch nur ein paar wenige Tage.
Was in der schlimmsten Nacht meines bisherigen Lebens passiert ist und wie es
dazu gekommen ist, Playa Junquillal zu verlassen, habe ich bis jetzt noch nicht
vielen Personen erzählt und in meinem Blog nichts darüber geschrieben. Ich
überlege mir aber, eventuell zu einem späteren Zeitpunkt das ganze
aufzuarbeiten und das Passierte zu schildern. Noch immer bin ich froh, dass ich
Heil aus diesem Hotel fliehen konnte. Später hatte ich das Ziel, von den
Vereinigten Staaten nach Argentinien zu reisen. Bereits in den Staaten musste
ich aufgrund den massiven Ausgaben bemerken, dass ich vermutlich nicht bis nach
Argentinien kommen werde. So war das nächste Ziel, wenigstens Panama zu
erreichen. Während ich aber in Mexico fast ein halbes Jahr gereist bin, habe
ich bemerkt, dass es viel schöner ist, ein Land bis ins Detail kennenzulernen
und nicht nur die Touristenorte zu besuchen. Die Kultur und das Leben in einem
fremden Land begann mich ziemlich zu interessieren. Nur so kann man auch super
Freundschaften schliessen mit Personen, die im Land wohnen. In Guatemala dann
habe ich die Art so zu reisen wie in Mexico fortgesetzt und ein wunderschönes
und supernettes Mädchen kennengelernt, Alma. Im letzten Blog habe ich bereits
von ihr erzählt. Zwei Tage später nachdem ich den Blog aufgeschaltet habe, nahm
ich mir die Zeit um mal meine Ausgaben anzuschauen. Es konnte nicht sein, dass
ich so viel Geld in den vergangenen Tagen ausgegeben hatte. Ich bemerkte, dass
ich geskimmt wurde. Diese Tage änderten viel in meinen Plänen und Zielen und es
wurde mir bewusst, auch das Ziel, Panama zu erreichen, nicht möglich sein wird.
Seit rund einem Monat konnte ich nur noch mit meiner
Kreditkarte Geld abheben. Dies kam mir schon ziemlich komisch vor. Meine Mutter
hat mir zusätzlich mitgeteilt, dass meine Kreditkarte gesperrt wurde, einen
Grund wurde aber nicht mitgeteilt. So vermuteten wir, es war aufgrund meiner
Limite. So checkte ich meine Ausgaben und musste feststellen, dass an allen
Orten an welchen ich war, jemand immer zwischen fünfzig und vierhundert Franken
abgehoben hat. Dies kam mir bekannt vor. Bereits vor drei Jahren hatte ich
einen Skimming Fall. Beim Skimming wird die Bankkarte kopiert und der Code
mittels kleinster Kamera aufgezeichnet. So konnten die Gauner rund zweitausend
Franken stehlen. Meine Bank teilte mir mit, ich werde das Geld zurück erhalten,
es werde aber eine Weile dauern. Da mein Konto nun ziemlich geschrumpft ist,
habe ich mir das erste Mal Gedanken über die Heimreise gemacht, wollte es aber
noch nicht glauben. Meine Devise ist aber immer noch, dass ich kein Geld
ausleihen möchte, von niemandem. Ich sitze nicht gerne auf Schulden fest. Wenn
mir das Geld ausgeht, muss ich es akzeptieren und die Heimreise antreten.
Die darauffolgenden Tage waren sehr schwer. Alma und ich
zögerten immer mehr Tage heraus, weil wir unbedingt mehr Tage zusammen
geniessen wollten. Doch der Tag kam, wo wir ernsthaft unsere Situation
besprechen mussten. Zusammen mussten wir einsehen, dass es mit jedem Tag
schwieriger wird für uns beide, wenn ich gehe. Nur noch einige wenige Tage mehr
zu bleiben, ändert am Schluss auch nichts. Wir haben auch darüber gesprochen,
wie schön es wäre, eine Beziehung zu haben und zusammen zu leben. Leider war
dies nicht möglich, weil ich meine Reise noch ein wenig fortsetzen wollte und
schon bald die Heimreise antreten muss. So haben wir uns nach fast zwei Wochen
ziemlich schmerzhaft trennen müssen. Es ist sehr hart, wenn sich zwei Personen
sehr gerne haben, es aber nicht möglich ist, zusammen zu bleiben und darum das
Ganze zu beenden. Abschiede sind immer hart, dieser war aber einer meiner
härtesten. Die Hoffnung, Alma wieder zu sehen, war aber noch nicht gestorben.
Meine Reise führte in das nächste Land, El Salvador. Sehr
schnell bemerkte ich, wie nett die Menschen in El Salvador waren. Das Land gilt
als sehr armes Land. Vor allem auf dem Land gibt es sehr grosse Armut. Die
Armut wird auf fast fünfzig Prozent der Bevölkerung geschätzt. Zwanzig Prozent
des Einkommens kommt von dem Geld, welches Ausgewanderte aus den Vereinigten
Staaten nach El Salvador senden. Es soll zeitweise auch ziemlich gefährlich
sein. Vor allem in der Nacht sollte man nicht unbedingt in den Strassen von
unbekannten Orten sein. Ein junger
Familienvater hat mir mitgeteilt, er verdiene im Tag zehn Dollar. Von diesen
bleiben ihm ein Dollar für die Ernährung seiner Familie und die restlichen neun
muss er dem Spital abgeben, weil seine neugeborene Tochter sehr krank war.
Dennoch bot er mir Tamales zum Nachtessen an. Ich wollte ihm dafür etwas Geld
geben, welches er aber schlicht nicht entgegennehmen wollte. Während meines
Aufenthalts in El Salvador habe ich die Herzlichkeit der Menschen immer wieder
gespürt.
An meinem ersten Ort, El Tunco, habe ich Yoav wieder
getroffen. Ich war ziemlich glücklich über das Wiedersehen. Stets war ich sehr
traurig über den Abschied von Alma. Yoav hat mir Mut gemacht und mich auf
andere Gedanken gebracht. In El Tunco surften wir einige Tage und ruhten uns
aus. Danach reisten wir zusammen nach San Salvador. Ich habe mir San Salvador
ziemlich arm und schmutzig vorgestellt mit vielen Strassenkünstlern und
Essensständen an jeder Ecke, ähnlich wie in Mexico Stadt. Es war aber genau das
Gegenteil. Ich denke, San Salvador ist eine der schönsten Städte, welche ich
gesehen habe. Wunderschöne Einkaufszentren, die Strassen sauber, belebt und mit
vielen Bäumen, Palmen und Pflanzen bestückt und es hatte wunderschöne Häuser
und Gebäude. Der Hauptgrund für den Besuch in San Salvador war Party. Wir
wollten wieder einmal so richtig Party machen. In El Tunco war dies nicht
wirklich möglich. Während rund fünf Tagen haben wir gefeiert bis in den
Morgengrauen. Ziemlich jede Ausgangsgegend haben wir unsicher gemacht.
Fazit…San Salvador ist eine der verrücktesten Partystädte mit Clubs,
Restaurants und Bars jeder Art. An den letzten beiden Tagen ist Sandy zu uns
gestossen. Ich kenne sie von meiner Zeit in Dietwil. Zusammen sind wir in der
Guggenmusik und verstehen uns immer bestens. Sie ist auch ein grosser Fan vom
Reisen. So hat sie sich kurzerhand entschieden, einen Trip in Zentralamerika zu
machen. Mit Sandy und Yoav blieb ich bis Montag in San Salvador. Danach gingen
wir zusammen nach El Zonte, wo wir noch einmal vier Tage mit Surfen
verbrachten.
Nach langem Nachdenken, habe ich meine Entscheidung gefällt.
Gerne hätte ich meine Reise mit Yoav noch ein wenig fortgesetzt. Da mein Geld
ausgeht, musste ich eine andere Entscheidung treffen. Ich werde am nächsten Tag
zurück nach Mazatenango reisen, um Alma wieder zu sehen. Ich werde noch einmal
ein paar Tage mit ihr verbringen und dann zurück nach Cancun reisen. Die Flüge
von dort nach Frankfurt kosten zwischen dreihundert und fünfhundert Franken. So
werde ich meine Reise früher als geplant abbrechen und zurück in die immer noch
sehr kalte Schweiz reisen. Es wird eine lange Reise…
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