Montag, 3. Dezember 2012

Tequila und Callejoneada / Weekend in Tapalpa

Seit rund einer Woche befinde ich mich nun wieder in Guadalajara. Vor eineinhalb Monaten habe ich Guadalajara verlassen, um meine Freunde Mischi und Huebi in Miami zu besuchen. Den weiten Weg von Miami zurück nach Guadalajara habe ich mit Bussen bestritten, viele Orte besucht, gute Bekanntschaften gemacht und viele Erlebnisse gehabt.

Tequila und Callejoneadas

Bevor ich beginne, von den letzten Tagen in Guadalajara zu erzählen, muss ich unbedingt noch von einer Geschichte oder besser gesagt von einem Brauch aus Zacatecas berichten. Es gibt in Zacataces einen Brauch, genannt Callejoneadas. Traditionell gekleidete Musikanten von rund zehn Personen führen eine Callejoneada zusammen mit einem mit Tequila beladenen Esel an. Sie spielen traditionelle Musik aus dem Norden Mexicos. Die Gruppen sehen ähnlich aus, wie Kleinformationen beim Karneval in der Schweiz mit Pauken, Trompeten, Posaunen und Bass. Angeführt wird die Callejoneada durch einen Esel, welcher mit mexicanischen Fähnchen und Schnick Schnack gekleidet ist. Er ist mit vielen Flaschen Tequila beladen. Nach dem Esel kommen die Musikanten und hinter ihnen folgt eine Schar Menschen, welche zu den Klängen und Rhythmen der Musik tanzen und singen. Alle rund hundert Meter hält der Mob, und die Musiker spielen einige Lieder. Währenddessen wird gratis Tequila ausgeschenkt. Die Callejoneadas entstehen eigentlich, weil zum Beispiel eine Geburtstagsgesellschaft die Musiker und den Esel mieten und so in den Strassen das Fest feiern. Es ist eine Art öffentliches Fest. Touristen oder Einheimische folgen dem Fest eine oder zwei Stationen und verlassen dann die Callejoneada wieder, sofern man nicht von der Gesellschaft zum Weiterritt zu den nächsten Stationen eingeladen wird. So geschah es mir. Etwas komisch und ahnungslos aus der Wäsche gucken und mal fragen, wie das ganze funktioniert, schon erregte ich die Aufmerksamkeit einer jungen Dame. Ein wunderschönes Mädchen! Ich schätzte sie zwischen vierundzwanzig und sechsundzwanzig Jahren ein. Schnell kam ich mit ihr ins Gespräch und sie erklärte mir alles, über die Callejoneadas und die Traditionen in Zacatecas. Ihre Tante feierte ihren Geburtstag und ich erfuhr, dass das Mädchen gerade mal achtzehn Jahre alt ist. Gerne wollte sie nach der Callejoneada noch einige Bars mit mir besuchen, ihr Vater wollte sie aber nicht alleine lassen. Zu gross war die Angst, dass sie von dem Zetas Kartell entführt würde. So verliess ich die Callejoneada nach vielen Tequilas und einer weiteren Erfahrung eines Brauchtums aus Mexico.

Zacatecas war die letzte Station vor Guadalajara. Am Abend danach kam ich nach eineinhalb Monaten wieder in Guadalajara an. Vor meiner Abreise verbrachte ich dort einige Zeit mit Pedro und Marco. Marco, halb Deutscher, halb Australier, reiste zweieinhalb Jahre in der Welt herum und musste aus Geldmangel seine Reise abbrechen und arbeitet jetzt in der Schweiz, um in kurzer Zeit möglichst viel Geld zu machen um seine Reise fortzusetzen. Pedro verbrachte die Zeit meist in Guadalajara, vor allem, weil er hier ein Mädchen kennengelernt hat. Er wollte eigentlich seit längerem zurück nach Puerto Escondido. Sie war aber ein Grund, noch einige Zeit hier zu bleiben. Ich kam in Guadalajara an und wir haben geplant, noch eine Woche zu bleiben und dann zusammen nach Puerto Escondido zu gehen.

In Guadalajara fand in der letzten Woche eine Buchmesse statt, welche Pedro und ich ebenfalls besucht hatten. Da ich überhaupt nicht gerne Bücher lese, war ich wohl ein wenig am falschen Platz an dieser Messe. Die Messe war aber auch ein Grund, dass viele Hostelgäste wegen diesem Anlass im Hostel waren. So auch ein Mädchen aus dem Norden Mexicos. Sie war klein und ziemlich crazy. So reiste sie rund zwölf Stunden nur wegen dem einen Musikanten nach Guadalajara, um ein Buch von ihm zu signieren. Ihr Leben drehte sich nur um ihn, ein richtiges Groupie. Für mich kam dies etwas krankhaft vor, wenn man sein Leben nur nach einem Künstler richtet. Dennoch nahmen wir das Mädchen mit nach Tequila. Von diesem Ort kommt der bekannte Alkohol Tequila. Wir genossen eine Führung durch eine Fabrik und ich probierte einige Tequilas. Den Tequila hier habe ich sehr gerne, man kann ihn gut ohne Salz und Zitrone trinken. Ich habe mich über den Sierra Tequila informieren lassen. Diesen Tequila trinken wir in der Schweiz oft als Shot. Er löst bei einigen Menschen, vor allem wenn sie bereits etwas zu viel getrunken hatten, Brechreize aus. Mich nicht ausgenommen, muss ich ehrlich gesagt zugeben. Der Sierra Tequila kann man in Mexico für umgerechnet drei Franken kaufen und gilt hier als ungeniessbar. Niemand trinkt ihn hier. Warum er in die ganze Welt verkauft wird, kann niemand erklären. Da sei wohl die Menschheit selbst schuld, wenn sie sich mit einem solchen Fusel betrinken möchten, sagte mir der Verkäufer. Zurück zu dem Mädchen. Relativ schnell machte sie mir schöne Augen. So liess ich mir nicht entgehen, etwas mit ihr zu flirten. Vorsicht war geboten. Am Abend hatte ich ein erstes Treffen mit Erika. Wir kamen zurück nach Guadalajara. Das Groupie Girl machte sich rund zwei Stunden, richtig gehört, zwei Stunden, bereit für den Künstler. Sie war dennoch ziemlich traurig, als sie mir Bye sagen musste. Habe ich das erste Mal in ihrem Leben Gefühle geweckt, welche sie vorher nur für diesen Künstler hatte?!? Mir auf jeden Fall, war sie zu crazy...

Weekend in Tapalpa

Pedro wollte das letzte Wochenende unbedingt mit Melissa, seinem Mädchen verbringen und wollte, dass ich ihn mit einem anderen Mädchen begleite. Darum stellte er mir vergangene Woche Erika vor. Sie war sehr sympatisch und super cool. Sie reist auch gerne in der Welt herum. Mit ihr, Pedro und Melissa machte ich mich am Samstag auf den Weg auf ein gemeinsames Wochenende in Tapalpa, einem Pueblo magico, wie sie hier genannt werden. Ein sehr schöner Ort mitten in der Natur. Nach langer Suche bezogen wir dann ein sehr schöne Wohnung mit zwei Zimmern. Wir kochten in der eigenen Küche und genossen danach einen Fernsehabend vor dem Kaminfeuer, bevor wir uns in die Zimmer begaben. Pedro mit Melissa, ich mit Erika. Am nächsten Tag erkundeten wir das Dörfchen und seine Umgebung. Das Wochenende hat mir sehr gut gefallen und ich habe eine weitere gute Bekanntschaft geschlossen. Erika wird im Sommer für eine lange Zeit in Europa herumreisen und wir werden uns in der Schweiz wiedersehen.

In den nächsten Tagen werde ich mit Pedro nach Puerto Escondido reisen. Wir werden uns abwechseln, mit dem Pick-up zu fahren. Von Tapalpa zurück nach Guadalajara hatte ich die Hauptprobe mit dem Pick-up. Noch nie fuhr ich vorher in Mexico, geschweige denn mit einem solch grossen Fahrzeug. Es ist nicht einfach, hier zu fahren. Schlaglöcher und schlecht geteerte Strassen sind überall anzutreffen. Dazu kommen die vielen Fahrzeuglenker, welche teilweise sehr schlecht fahren. Sie sind auch ziemlich verrückt. Gefährliche Überholmanöver sieht mann immer wieder. Ich freue mich sehr, wieder einmal den Strand zu sehen. Es ist Dezember, in der Schweiz meist unter null Grad. Hier geniesse ich angenehme dreissig Grad. Weihnachten und Neujahr weiss ich noch nicht, wo ich diese verbringen werde. Das erste Mal in meinem Leben ohne meine Familie. Eine spezielle Situation. Vermutlich werde ich mit der Weihnachtsmannmütze, welche ich extra aus der Schweiz mitgenommen habe, irgendwo an einem Strand mit Backpackern feiern. Vielleicht noch in Mexico, vielleicht bereits in Centralamerika...





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